Fehlstart! Wie kam es dazu? Fünf Tage vor dem geplanten Start wurde mir ein Weisheitszahn gezogen. Ich hatte keine Schmerzen, alles war gut. Doch nach ein paar Tagen zog es im Mund immer mehr, ich dachte, dass sich die Zähne wieder anpassen müssen. Während ich meine Sachen für den Transport packte, war meine Frau beim gleichen Zahnarzt wie ich. Er fragte nach wie es mir den ginge. Auf ihren Bericht hin meinte er, ich solle unbedingt noch vor der Fahrt zu ihm kommen. Das tat ich auch und erstellte eine leichte Entzündung fest. Er versorgte die Wunde, gab mir Medikamente mit und so konnte ich mit einer leichten Verzögerung den Hilfstransport nach Albanien starten.
Immer die A8 entlang in Richtung Osten: Stuttgart – Ulm – Augsburg – München – Salzburg. Ab hier wendete ich mich gen Süden und fuhr durch die herrlichen Alpen, kurz vor dem Tauerntunnel übernachtete ich. Am nächsten Morgen weiter, an Villach vorbei, wegen der günstigeren Maut über Italien nach Slowenien. Obwohl ich in Slowenien nur rund 20 km weit fahren musste, brauchte ich trotzdem eine neue Mautbox, DarsGo. Ich stellte mich eine halbe Stunde an um dann zu erfahren, dass die Boxen gerade ausverkauft sind und man so fahren soll. Das Geld würde trotzdem irgendwie abgebucht. Und so kam ich durch Slowenien glücklich nach Kroatien, wo ich noch an Rijeka vorbeifuhr und dann an der Adria übernachtete.
Am nächsten Morgen ging es weiter die berühmte Jadranka Magistrale entlang immer nach Süden. Ich genoss den Blick aufs Meer, sah die schöne Altstadt von Dubrovnik und kam dann zur Grenze nach Montenegro, welche ich dank carnet TIR ohne Probleme überqueren konnte. In Montenegro fand ich oben in den Bergen einen kühlen Platz mit herrlicher Aussicht, wo ich übernachtete. Nun war es nicht mehr weit bis nach Albanien, an der Grenze war merkwürdig wenig los. Die Zollabfertigung für LKWs war einen Kilometer weiter ins Land rein verlegt worden. Hier wurde mir erklärt, dass es seit neuesten ein Sonntagsfahrverbot für LKWs gäbe. Ich erklärte wiederum, dass das ja bestimmt nicht für Hilfstransporte gelte. Und so machte ich mich auf herrlich freien Straßen wieder auf den Weg, den ich mir mit Eseln, Fahrradfahrern, Gemüsehändlern, Mähmaschinen und jeder Menge Menschen teilen musste. Ohne Probleme kam ich über Durres dann oben im Gebirge in Qafe Thane, das ist die Grenze nach Mazedonien und gleichzeitig der Zoll vom Pogradec, an. Die nächsten beiden Tage musste ich mit Warten verbringen, denn die Zollpapiere waren in Tirana noch nicht fertiggestellt. Doch am dritten Tag war es soweit und wir konnten mit dem Lkw in die Stadt zum Lager von Diakonia Albania fahren, um dort die dringend erwarteten Hilfsgüter abzuladen und einzulagern. Mitten im Hof stand jedoch das Auto vom Nachbarn, so dass ich nicht an die Rampe fahren konnte. Leider war der Nachbar nirgends zu finden. Wie löst man so ein Problem in Albanien? Ganz einfach: Abschleppseil in die Felge vom störenden Auto einhängen, ans andere Ende des Seils den Jeep hängen und ziehen!
Ich hatte jede Menge hochwertige Babynahrung dabei, die vielen Familien mit kleinen Kindern helfen wird. Entsprechend groß war die Freude und Dankbarkeit beim Abladen.
Es lief alles so gut, dass ich mich schon am frühen Nachmittag wieder auf die Heimreise machen konnte, natürlich noch ein kurzer Stopp am See um eine Runde zu schwimmen. In der Nähe von Tirana war dann eine Brücke gesperrt, aber es gab natürlich keine Umleitung. Alle LKWs vor mir fuhren über die Brücke, so machte ich es dann auch. Danach dann ein Lkwstau – es stellte sich schnell raus, weshalb: Polizei stand dort und jeder LKW-Fahrer musste eine Strafe bezahlen. Endlich kam ich an die Reihe: Ich erklärte, dass keine Umleitung ausgeschildert sei und ich nicht wisse wo ich sonst hätte fahren sollen. Nach einiger Diskussion konnte ich dann ohne Strafe weiterfahren. Trotz der Hitze kam ich noch bis an die Grenze nach Montenegro, welche ich problemlos und zügig überqueren konnte. Spät am Abend fand ich dann einen Parkplatz im Gebirge, wo es deutlich kühler war und ich eine gute Nacht verbrachte.
Die restliche Heimreise verlief ohne Probleme und nach weiteren drei Tagen kam ich wohlbehalten wieder zu Hause an.
Ein herzliches Dankeschön an jeden, der mit seiner Spende diesen Hilfstransport wieder ermöglicht hat.