Baueinsatz im Kinderhaus in der Ukraine
Es ist samstags um 4Uhr morgens. Wir starten mit einem vollgepackten Sprinter in Richtung Ukraine. Wir, das ist ein Trupp von sechs jungen Männern die auf der Baustelle am Kinderhaus einiges in der kommenden Woche schaffen will.
Wände abreißen, Balkenlage ertüchtigen, Treppenlöcher erstellen…und vieles mehr steht auf dem Programm.
Die Fahrt läuft sehr entspannt, da wir uns alle regelmäßig abwechseln können, ist niemand am Limit. Auch der Verkehr ist ohne besondere Vorkommnisse. Wir kommen gut durch und gegen Abend treffen wir an der Grenze zur Ukraine ein. Kaum Autos sind vor uns was die ganze Abwicklung sehr beschleunigt und wir sind nach gut 2h eingereist. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir das Haus von Slavik, dem Leiter des Jugendhauses.
Wir beginnen den nächsten Tag gelassen. Besuchen den Gottesdienst der Gemeinde und schlendern etwas über den Markt. Das im knapp 1500km entfernten Osten ein Krieg tobt ist kaum zu spüren. Lediglich die vielen Flüchtlinge lassen erahnen was da vor sich geht. Wir sind dankbar hier zu sein und helfen zu können. Die Waisen- und Jugendhilfe Ukraine e.V. hat ein neues Gebäude erworben das sich aber noch im Rohbau befindet. Stück für Stück wollen wir es fertigstellen damit baldmöglichst hier Familien einziehen können.
Mit Wochenbeginn geht es für uns auch auf der Baustelle los. Ein kleiner Trupp beginnt mit dem Abreißen der Wände für neue Türen und Räume während eine andere Gruppe anfängt die Unterkonstruktion an der Dachschräge anzubringen. Wir gehen mit voller Motivation und Fachwissen ans Werk. Wir bestehen aus Zimmerleuten, Schreinern, Gas und Heizungsbauern und Arbeitswilligen die mit ihrem Wissen die Baustelle in Angriff nehmen.
Das Abbrechen erweist sich als eine extrem staubige und kräftezehrende Arbeit. Über 35m³ Schutt müssen aus dem Haus geschafft werden, das ist das Gewicht eines SUV. Überall wabert der Staub durch die Räume und wir sind dankbar für unsere Staubmasken. Anders ist es bei der Unterkonstruktion. Hier gilt es peinlich genau zu sein und eine möglichst ebene Fläche zu erstellen. Gar nicht so einfach wenn Die Sparren um mehrere Zentimeter durchhängen. Doch auch das meistert die Truppe mit Bravour und Findigkeit. Das Stabilisieren der stark schwingenden Decke war eine weitere Aufgabe die wir versuchten zu Lösen. Mit Hilfe von Hölzern die wir in die Gefache der Balken verspannten, versuchten wir die aufkommenden Lasten von einem auf den nächsten Balken zu übertragen und hatten dabei zumindest kleine Erfolge. Des Weiteren wurde das erste von zwei Treppenlöchern erstellt, das später Ober- und Untergeschoss der einen Wohneinheit verbinden soll.
Hierzu wurden neue stärkere so genannte Wechsel eingezogen und die alte Balkenlage entsprechend gekürzt und angeschlossen. Wir hatten eine Menge Freude auf der Baustelle und wurden mit viel Liebe überaus reich versorgt von Slaviks Frau. Jeden Abend wurde für uns ein Festmahl gekocht und die Jungs kamen oft nicht mehr aus dem Staunen heraus. Täglich gab es zum Mittag Butterbrote und morgens hatten wir alle Möglichkeiten für ein reichhaltiges Frühstück. Uns ging es prächtig und wir durften am Ende der Woche auf einen gelungen Arbeitseinsatz zurückblicken, mit vielen Erfahrungen und tollen Gesprächen, konnten auf Herausforderungen sehen die man gemeinsam gemeistert hatte und Dankbarkeit aussprechen für all das was wir haben. Dankbarkeit ist die Woche über ein zentraler Punkt gewesen, über den womöglich jeder innerlich sich Gedanken gemacht hat. Dankbar sein in allen Dingen, auch wenn man Grund zum Klagen hätte. Das eine zieht dich nach unten das andere nach oben. Es ist eine Entscheidung.