Hilfstransport Ukraine September 2014
Ukraine. Ein Land mit gewaltigen Herausforderungen. Krieg im Osten. Tausende fliehen aus dem Osten in den Westen der Ukraine. Tausende Männer werden in die Armee eingezogen. Viele Firmen können nicht mehr arbeiten, da die Mitarbeiter fehlen.
Ukraine. Ein Land, das Hilfe braucht.
DHHN. Ein Anruf, wir bekommen 80 Paletten Gemüsekonserven. Ein Haken: Haltbar nur bis Ende September. In viele Länder kann ich so kurz haltbare Lebensmittel nicht einführen. Ein Gespräch mit unserem Partner, der Humanitären Hilfe Bielefeld, bringt die Lösung. Leider ist der Zoll trotz aller Not im Land bei unserem Krankenhaus nicht in der Lage, diese Konserven ins Land zu lassen. Doch ein „Partnerkrankenhaus“ in der Nähe von Kiev kriegt das hin.
Die Spedition Schuon bringt uns kostenfrei die Hälfte der Konserven aus Hessen in unser Lager. Danke! Gleich nach dem Abladen geht’s ans aufladen. Der Lkw füllt sich mit den Konserven, Kleidern, Waschmittel, Rollstühlen, Krücken usw. Zollpapiere erstellen, und ich komme Donnerstagabend kurz vor Dienstschluss noch mit dem Lkw zum Zoll in Horb und kann die Waren abfertigen lassen. Das carnet TIR ist eröffnet.
Freitag geht’s los gen Osten. Warum wollen all die Autos auch dorthin, wo ich hin will? Von Stau zu Stau geht’s bis Dresden. Hier übernachte ich bei Freunden. Am Samstag und Sonntag quer durch Polen. Über Wroclaw, Piotrkow Trybunalski, Radom nach Hrebenne. Eine kleine, aber feine Grenze in die Ukraine. Fein, naja, aber hier bin ich immer und kenn mich aus. Polnische Seite problemlos und schnell. Auf der ukrainischen Seite bin ich der einzige. Es ist kurz vor 18 Uhr, Schichtwechsel. An der Waage ist keiner. Ich laufe vor zum Wächter, der schickt mir den Waagemeister. Und der kommt tatsächlich im Laufschritt!!! Auch die Passkontrolle und Vorkontrolle geht sehr schnell und freundlich.
Beim Zoll dann lange Gesichter, dass vor dem Schichtwechsel noch jemand kommt. Mir wird erklärt, dass der Chef gesagt hat, dass die Ladung kontrolliert werden muss. Doch das muss der Chef schriftlich anordnen. Aber das kann er nicht, erst in der nächsten Schicht. Alles klar! J
90 Minuten später, neue Schicht, neues Glück. Oh, man muss die Ladung kontrollieren. Oh, das sind ja Container. Wie voll ich den hätte. Ich antworte: natürlich ganz voll. Oh, dann kann man die Ladung ja nur von hinten sehen. Und zum ersten Mal waren die Zöllner wo wie ich: na dann lassen wir die Kontrolle und machen die Papiere so. J Beim Empfänger wird’s ja eh kontrolliert.
Nach einer guten Nacht an der Tankstelle nach der Grenze mache ich mich sehr früh auf den Weg gen Osten. Frühstück gibt’s erst nach Lvov. Und ab hier hab ich 400km richtig gute Straßen, zum Teil sogar Autobahn vor mir. So komm ich schnell voran und bin schon am frühen Nachmittag am Ziel. Per SMS teile ich den Treffpunkt mit: „Ein große Brücke über einen kleinen Fluss“. Aber es klappt gut und ich werde abgeholt, es geht direkt zum Zoll. Und hier verbringe ich die Zeit bis zum frühen Nachmittag am nächsten Tag. Leider hat es kein Restaurant in zu Fuß erreichbarer Nähe, aber so ein Erbseneintopf aus der Dose ist ja auch gut. Immerhin hat es eine Dusche. Mit warmen Wasser, auch wenn es sehr komisch riecht. Sauberer als vorher, das ist die Hauptsache!
Am Nachmittag des nächsten Tags geht’s dann ans abladen. 10 Helfer, ich kann direkt an die alte Lagerhalle dran fahren. So sind Lkw und Anhänger schnell leer. Und die Halle wird voll. Während des Abladens kommt der Chefarzt vom Krankenhaus vorbei. Als er die vielen Rollstühle und Krücken sieht, strahlt er übers ganze Gesicht! Die Not sei so groß! Deshalb freut er sich über jede Krücke und jeden Rollstuhl, den er jemanden weitergeben kann. Und es sind viele verwundete Menschen hier im Krankenhaus. Die Konserven werden schnell weiterverteilt. Viel geht an Krankenhäuser und Einrichtungen weiter im Osten. Immer wieder betont er, wie groß die Not sei. Und wie dankbar er für die Hilfe von DHHN ist. An dieser Stelle möchte ich den Dank direkt Ihnen weitergeben. Denn Sie sind die wirkliche wichtigen. Nur dank Ihrer Spende kann ich den Menschen die Hilfe bringen. Danke!
Noch am späten Nachmittag geht’s auf die Rückreise. Ich komme noch bis Lviv und übernachte an einer Tankstelle. Leider hat das Restaurant geschlossen, aber es gibt noch einen Hot-dog. Am nächsten Tag schaue ich noch im Jugendhaus in Uschgorod vorbei. Die Jungs freuen sich jedes Mal, wenn ich dort vorbei schaue. Ob mit vollem oder leerem Lkw.
Begeistert zeigen Slawik und Viktor mir den neuen Stall. Hühner sind schon da, Hasen würden morgen einziehen. Und in ein paar Wochen kommen noch ein paar Schweine dazu. Ich freue mich mit ihnen. Denn es ist eine gute Sache. Die Jungs lernen Verantwortung. Und eigene Eier sind nicht nur besser, sondern sparen auch Geld.
Die Grenze nach Ungarn klappt recht gut. Denn der ukrainische Zöllner, der mein Fahrerhaus kontrolliert, entdeckt meine „Zöllnerschokolade“. Schnappt sich gleich 5 Tafeln, ob er die haben dürfe. Was sagt man da? Wenn’s dann schnell geht mit den Papieren, meine ich nur. Und es ging dann wirklich schnell. In Ungarn wird der komplette Lkw wegen irgendeiner Seuche desinfiziert. Vor dem Röntgengeräte, das die kompletten Lkws scannt, ist wie immer eine lange Schlange. Aber ich komme gut rein. Zwei Tage später komme ich wieder wohlbehalten und dankbar zu Hause an.
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