Die Kleiderkammer in Bulgarien war leer und brauchte dringend Nachschub – unser Lager ist voll. Da zählen wir 1 und 1 zusammen und starten den nächsten Hilfstransport nach Bulgarien.
Bei schönem Wetter startete ich, doch bei Stuttgart wurde ich gleich von einem dicken Stau ausgebremst. Weiter gings über Ulm nach München und die A8 weiter nach Österreich. Am Mondsee, meinem Lieblingsrasthof, bezahlte ich die knapp 400€ für die österreichische Maut (immerhin bekommen wir die Hälfte erstattet) und kochte mir Spaghetti zum Abendessen. Danach fuhr noch weiter bis zum Rasthof St. Valentin kurz nach Linz.
Auch am nächsten Tag herrliches Wetter, und so beschloss ich, durch Wien zu fahren. Man spart einige Höhenmeter, sieht die schöne Stadt und wenn kein Berufsverkehr ist kommt man gut durch. An der Grenze nach Ungarn war wenig los, dafür änderte sich das Wetter und es wurde richtig trüb. Trotzdem kam ich gut voran, bis ich am Abend kurz vor der Grenze in einen dicken Stau auf der Landstraße kam. Nach einer Stunde kam die Polizei und alle Pkw durften vorfahren, für die Lkw gings nur ab und zu etwas voran. Lang überlegte ich, ob ich etwas zu essen koche. Denn dann geht’s meistens weiter. Da der Hunger immer größer wurde bereitete ich alles vor, und als ich dann den Kocher anwerfen wollte gings tatsächlich weiter. Und was war der Grund für den Stau? Nichts Ersichtliches! Ein Polizeiauto stand vorne und hielt einfach den Verkehr auf. Wahrscheinlich gibt es eine EU-Vorgabe wie lang der Stau an der Grenze höchstens sein darf, dann verlegt man ihn halt zurück ins Land… An einem Parkplatz kurz vor der Grenze aß ich dann und kam danach zügig und ohne Probleme über die Grenze, nach der ich dann auch übernachtete.
Am nächsten Morgen dann wieder Frühlingswetter. Ich komme gut voran und treffe mich bei Tirgu Mures mit Bernd. Wir besprechen den Baueinsatz, den wir im Sommer durchführen werden. Es wird genug Arbeit geben! Am Nachmittag geht’s weiter und zum Abendessen komme ich bei den Fackelträgern an und verbringe einen schönen Abend mit Heienbrocks und Sailers. Dabei überlege ich lang: Fahre ich am nächsten Morgen die kurze und gute Strecke, die für Lkw verboten ist, oder die lange, schlechte aber erlaubte?
Ich entschließe mich für die Erlaubte. Denn obwohl ich viel länger brauche erlebe ich den Höhepunkt meiner Fahrten durch Rumänien: Nach dem Pass und unzähligen Serpentinen fahr ich um eine Kurve und direkt vor mir überquert ein Bär die Straße! Ganz gemütlich, Rückenhöhe knapp einen Meter. Doch als er mich sieht gibt er Gas und klettert im Nu eine steile Felswand hoch. Von oben schaut er mich nochmal an und verschwindet dann im Wald. Leider war der Foto zu langsam… Aber ich habe eins gelernt: Wenn du einen Bär triffst, ist weglaufen wirklich sinnlos. Die sind echt schnell!
Weiter geht’s Richtung Bukarest, das letzte Stück von Ploiest nach Bukarest ist eine neue Autobahn, auf der ich gut vorankomme. Doch dann wieder endloser Stau auf der Centura Bukuresti, die Ringstraße im Bukarest. Endlich erreiche ich die Abzweigung nach Giurgiu auf der anderen Seite der Stadt und komme zügig in den Grenzort. Hier stehen am Ortseingang Lkws am Straßenrand. Ich denke mir nichts dabei. Doch die nächsten Kilometer steht ein Lkw am anderen. Am Kreisverkehr hält mich ein Polizist auf: Was ich denn hier wolle? Nach Bulgarien, antworte ich. Er meint, dass da doch der Stau sei und ich mich anstellen soll. Ich erkläre, dass ich es eilig habe und Hilfsgüter fahre. Er lässt mich vor und so reihe ich mich erst kurz vor der Grenze wieder in die Schlange ein. Trotzdem braucht es noch in paar Stunden, bis ich in Bulgarien bin. Die Donaubrücke „Brücke der Freundschaft“ ist zwar ein Nadelöhr, war aber nicht das Problem: Die bulgarische Straßenbehörde verkaufte jedem Lkw Fahrer eine Vignette, kontrollierte dies und das. Pro Lkw fast 5 Minuten…
Zum Abendessen war ich bei Peter und Mirjam, die eine tolle Arbeit für Obdachlose machen. Spät in der Nacht erreichte ich dann das Ziel, die Kleiderkammer. Nachdem ich den Lkw geparkt hatte legte ich mich gleich müde in die Koje. Am nächsten Tag luden wir den Lkw aus. In der Kleiderkammer war kaum noch etwas da und so waren Stefan und seine Helfer sehr froh über den Nachschub. Die Kleider werden hier sortiert und gebügelt, und dann ganz günstig an die Menschen verkauft. Vom Erlös kann Stefan die Mitarbeiter bezahlen. Hilfe zur Selbsthilfe. Eine optimale Lösung für ein Land wie Bulgarien. Ich schaute ein wenig die Stadt an, ging für 2€ zum Frisör und wartete, bis ich nach 24h Pause wieder heimfahren durfte. Die verlängerte ich natürlich und startete erst früh am nächsten Morgen.
Ich entschied mich für eine andere Route und fuhr bei herrlichem Sonnenschein in Bulgarien immer am Rand des Balkangebirges nach Westen. Eine recht gute Straße. Am späten Nachmittag war ich dann an der Grenze nach Rumänien Vidi – Calafat. Hier war bis vor ein paar Jahren nur eine Fähre, jetzt hat es eine neue gute Brücke. Und an der Grenze war kaum was los, so dass ich schnell wieder in Rumänien war. Beim Eisernen Tor nach Turnu Severin übernachte ich mit direktem Blick auf die Donau. Hier muss die Donau durch eine Engstelle, seit dem Bau eines Staudammes und Schleuse können hier trotzdem auch große Schiffe fahren.
Ich komme gut durch Rumänien und benutze dann die kleine Grenze bei Varsand. Hier ist gar nichts los, problemlos komme ich wieder nach Ungarn und fahre noch bis kurz vor die Autobahn, wo ich an einer Tankstelle übernachte. Am nächsten Tag komme ich schon bis nach Bayern, wo ich noch Lebensmittel abholen darf. Leider sind im Hochregallager ein paar Paletten abgestürzt und so muss ich 22 Stunden warten. Aber auch das vergeht, am späten Nachmittag des nächsten Tages geht’s weiter. Bei einer weiteren Abholstelle kann ich dann auch nicht mehr laden uns so übernachte ich bei Ulm nochmals. Am nächsten Tag lade ich problemlos und komme mit kurzen Staus bis nach Herrenberg. Kurz vor der Ausfahrt Bondorf ist vor mir ein Auffahrunfall passiert, ich helfe noch mit und betreue die Frau, die zum Glück nur einen riesigen Schrecken hat.
Pünktlich zum Mittagessen bin ich dann nach 11 Tagen wieder froh und dankbar zu Hause.
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