Ukraine. Kostenloser Krankenhausbesuch.
Ilawtsi ist ein kleines Dorf mitten in den großen, schwarzen Äckern der Ukraine. Zufahrt ist nur über „bessere Feldwege“ möglich. Hier leben überwiegend Menschen, die kein Auto haben. Sie ernähren sich von dem, was sie auf den Feldern anbauen. Doch wenn jemand krank wird, eine Verletzung hat oder irgendein Notfall eintritt, haben sie keine Möglichkeit, in die nächste Stadt zu kommen. Bewohnt ist Ilawtse überwiegend von älteren Menschen, da die meisten jungen Leute längst in die Stadt umgezogen sind. Um Ilawtse herum gibt es noch zahlreiche ähnliche Dörfer, doch in Ilawtse gibt es etwas außergewöhnliches: ein Krankenhaus. Leider wurde es vom Staat wegen Geldmangels geschlossen, doch am 1.10.1996 konnte es gemeinsam mit der Humanitären Hilfe Bielefeld und vieler Freunde wieder eröffnet werden.
In diesem Krankenhaus ist die Behandlung gratis und für jeden ohne irgendwelche “besonderen Geschenke” offen. Die Patienten erhalten gute Mahlzeiten, Bettwäsche und alles, was auch bei uns zu einem Krankenhausaufenthalt gehört. Dies ist in der Ukraine leider nicht Standard. Normalerweise muss jeder Patient selbst für seine Versorgung aufkommen.
DHHN finanziert über Ihre Spenden die Gehälter für die einheimischen Ärzte, Krankenschwestern, Frauen in der Küche und die anderen Angestellten. Natürlich ist das Gehaltsniveau des Personals nicht ansatzweise mit dem in Mitteleuropa zu vergleichen. Stück für Stück wird das Krankenhaus-Gebäude renoviert, so ist z. B. inzwischen eine moderne Kohle- Zentralheizung installiert. Musste früher das Wasser aus dem Brunnen geholt werden, kommt es jetzt aus dem Wasserhahn. Toll, oder? Sogar warmes Duschen ist jetzt möglich und das Hausdach ist endlich Wasserdicht. Gemeinsam mit der Humanitären Hilfe Bielefeld e.V. betreuen wir dieses Projekt.
Unser Mitarbeiter Vorort berichtet:
„In unserem Nachbardorf wohnt ein junges Ehepaar. Bei ihrem ersten Kind kamen die Wehen zufällig gerade an einem Feiertag (so etwas aber auch!) Die Leute im Dorf, die Autos hatten, waren alkoholbedingt nicht fahrtüchtig. Einer wollte helfen – kam aber nicht weiter als bis zum Straßengraben. Anruf beim Rettungsdienst – die Antwort: “Wir haben keinen Sprit!” Damit war die Sache für die erledigt. Auch die Schilderung der akuten Problemlage half nicht. Endlich fanden sie einen weitläufigen Verwandten, der Arzt ist. Er rief dann auf der Wache an und dann wurde die junge Frau doch noch abgeholt. Demnächst kommt das zweite Kind – da haben sie bei uns nachgefragt, ob wir einspringen können – klar können wir. Wenn man also hier niemanden kennt, der Beziehungen hat, dann kann es schnell ziemlich schwierig werden.“
Hat man es dann mal bis zum staatlichen Krankenhaus geschafft, warten dort die nächsten Hürden: „Jede Untersuchung kostet Geld. Das ist nicht geheim, sondern wird ganz offen gesagt. (Offiziell ist die med. Versorgung kostenlos). Ultraschall – 10 UAH, Röntgen – 10-15 UAH, Bescheinigung – 5 UAH usw. Das klingt zwar nicht unbedingt viel, aber wenn man den Standard-Lohn von 400-500 UAH nimmt – dann ist das schon recht viel. Verglichen mit Deutschland bei einem Lohn von 3000 EUR – ca. 75 EUR für eine Untersuchung (ohne Quittung – versteht sich). Zusätzlich muss von vornherein alles besorgt werden. Ich weiß nicht mehr alles, aber hier einige Sachen (die ich selbst für andere besorgt habe): einfache Latexhandschuhe, sterile Handschuhe, Nadeln + Faden zum Nähen, Verbände, Watte, Binden, Medikamente u.a. Wenn man es nicht hat, oder es sich nicht leisten kann – dann hat man PECH – so brutal das klingt! Dazu kommt die persönliche Abgabe an den Arzt.
Beispiel: „Eine Frau aus unserem Dorf – der Mann ist wie so oft Trinker – war mit ihrer Tochter in der Klinik. Das Kind hatte eine entzündete Wunde an der Stirn. Das Kind wurde recht gut behandelt und durfte nach ca. einer Woche nach Hause. So weit ist alles OK. Eine andere Frau war mit ihrem Kind im gleichen Zimmer. Der Arzt kümmerte sich um das Kind fast gar nicht. Die Entzündung wurde schlimmer und das Kind musste in die nächste große Stadt in die Klinik überwiesen werden. Warum?
Die zweite Frau fragte die erste: “Marijka – wie viel hast du gegeben?” – Antwort: “100 grivny” (ca. 1/3 von ihrem jetzigen Monatslohn). – Da musste sie eingestehen: “Tja, ich habe nur 50 grivny gegeben.” Das war dem Arzt anscheinend zu wenig. Entsprechend die Behandlung.“
Speziell Krankenhausbedarf, aber auch Lebensmittel und Kleider werden hier immer benötigt. Übernehmen Sie die Patenschaft für einen Mitarbeiter: Schon für 60 € monatlich können Sie eine Mitarbeiterin finanzieren.