Dominik schreibt:

Es ist dunkel und ein wenig kühl im 1000 Seelendörfchen Oberschwandorf. 20 Junge Frauen und Männer machen sich bereit für ein Abenteuer. Knapp 1500km liegen vor uns in das malerische und wilde Rumänien. Zwanzig nach vier zeigt die Uhr und wir beginnen unsere Fahrt auf fast menschenleeren Straßen. Ohne Probleme erreichen wir zu Sonnenaufgang die österreichische Grenze und genießen das Frühstück inmitten der Lkws auf einem Rasthof. Gestärkt und voller Elan reisen wir über St.Pölten und Wien der ungarischen Grenze entgegen. Sonnenschein und gute Laune lassen die vielen Schlaglöcher und den wilden Verkehr links liegen und wir treffen am späten Nachmittag am vereinbarten Treffpunkt kurz nach der rumänischen Grenze ein. Julian erwartet uns bereits auf einem alten Lkw-Waschplatz. Zufrieden und wohl gesättigt geht der Tag bei Fußballweitschießen, Drohnenflügen und Dosen-Auspuffreparaturen erfolgreich zu Ende.

Wir starten frühzeitig, das Gepäck schnell verstaut und ab geht’s mit Kurs nach Cisnadie. Die dort ansässige Diakoniestation Philadelphia hat sich ein neues Gelände gekauft das wir heute erreichen wollen. Im Konvoi holpern wir bei warmen Temperaturen über rumänische Straßen und bewundern die Landschaft oder sind verblüfft über örtliche Gegebenheiten und Konstrukte. Das Funkgerät rauscht und jeder erwartet freudig die Bestätigung, dass wir nun an „unserem“ Fluss angekommen sind. Und Tatsache, schnell die Badesachen an und ab ins erfrischende Nass. Eine gelungene Mittagspause, doch wir müssen weiter. Gegen Abend erreicht unsere Kolonne das Gelände von Philadelphia nahe der Stadt Cristian. Matthias Ruopp, der Leiter von Philadelphia, erzählt uns von seiner Vision des riesigen Geländes und wie er damit den ausgestoßenen Menschen Rumäniens helfen möchte. Wir sind begeistert von dieser Idee und auch froh nach diesem Tag in die weichen Betten des Hoffnungshafens, so lautet der Name des Geländes, fallen zu können.

Unser heutiges Ziel ist Cisnadie, der Hauptsitz von Philadelphia, wo wir die geladenen Krankenhausbetten abliefern möchten. Es ist ein rascher Aufenthalt und alle packen tatkräftig mit an die sperrigen Betten auszuladen. Alles hat geklappt, wir verabschieden uns und ab geht’s zur nächsten Station. Diesmal ist unser Ziel das Dörfchen Vurpar, wo wir die Verteilstation von Familie Stefanie ansteuern. So mancher erinnert sich freudig an das vergangene Jahr und die Geschichten die sie von der herzigen Frau Stefanie damals mitgenommen hatten. Mal sehen was sie dieses Mal zu erzählen hat.

Wir werden herzlich empfangen und lassen uns kaum bremsen mit unseren Händen anzupacken. Wir beginnen den Lkw auszuladen und so mancher lässt seiner Kreativität freien Lauf beim Tragen der ganzen Kleiderkisten und Nahrungsmitteln.

Endlich Geschafft, der Lkw ist leer und wir haben alle einen Bärenhunger. Kaum meldet sich der Magen lautstark zu Wort werden wir auch schon in die kuschlige Stube geführt wo wir ein herrliches Essen aufgetischt vorfinden. Bei Gulasch und Brot erzählt Frau Stefanie aus ihrem reichen Schatz an Erfahrungen und Erlebnissen die sie mit Gott erlebt hat und wir lauschen ihr gespannt zu. Es fällt uns schwer auf Wiedersehn zu sagen, doch wir müssen weiter. Das eigentliche Ziel ist noch weit entfernt und so machen wir uns auf zur letzten Etappe Richtung Bozed, wo Bernd und Fränzi bereits auf uns warten.

Es ist dunkel und die Scheinwerfer des Autos lassen nur wenig von der Umgebung erkennen, doch jeder ist jetzt hellwach denn wir sind am Ziel. Bernd und Fränzi stehen am Tor und begrüßen uns herzlich. Die Freude endlich angekommen zu sein ist riesig und wir begeben uns schnell in unsere Nachtquartiere, denn wir müssen morgen fit sein. Die eigentliche Mission starten nämlich erst noch.
Unser Team macht sich daran am nächsten Tag die Zelte aufzubauen und wir Bauleiter begutachten die Baustelle.
Bernd Roller startete vor fünf Jahren ein Missionprojekt zusammen mit seiner Frau Fränzi in Form eines Landwirtschaftlichen Betriebs der es gebeutelten Rumänen ermöglichen soll zurück ins Leben zu finden. Angefangen mit einem einfachen Wohnwagen ist nun bereits nach all der Zeit ein stattlicher Hof entstanden mit allerlei Maschinen, einem Wohnhaus, Lagermöglichkeiten und vielem mehr, alles ermöglicht durch Menschen die es auf´s Herz bekommen haben Bernds Projekt zu unterstützen.
Unser Projekt dieses Mal ist ein Anbau bei seinem Mitarbeiter Sergiu und dessen Frau Adriana. Bernd braucht ein Getreidelager für seine Erzeugnisse und stellt den zuvor genutzten Ziegenstall als Grundgerüst zur Verfügung. Die Aufgabe ist groß und die Zeit knapp doch wir sind guter Dinge, dass wir es schaffen können. Gesagt getan. Die Jungs und Mädels hängen sich richtig rein. Der Stall wird entkernt und der ganze Mist fliegt raus, alte Bretter werden abgerissen, Balken ausgewechselt und am Ende ist der Stall fast nicht mehr wieder zu erkennen. Nun geht’s endlich ans Aufbauen. Unser Maurermeister Ruben erklärt in der morgendlichen Runde das Vorgehen für den Tag und nach der Aufteilung der Teams und einem Gebet klotzen wir nochmal richtig ran. Kies und Zement werden geliefert, Wasser bereitgestellt und der Betonmischer läuft ununterbrochen im zwei Schichten Takt damit Bodenplatten und Fundamentsockel betoniert werden können. Unglaublich was das Team leistet. Denn nebenher wird bereits die neue Fassade angebracht und das Holz für den Vorbau vorbereitet.

Geschafft! Nach der ersten Woche blicken alle stolz auf das bereits Entstandene und wir genießen den Sonntagsausflug auf einen rumänischen Markt wo es allerlei zu entdecken gibt, die Besichtigung von Tirgu Mures und jeder freut sich auf die kühle Erfrischung im Fluss am Nachmittag. Auch die heranziehenden Wolken lassen uns von unserem Vorhaben nicht abbringen zum Fluss zu fahren, Sind ja Rangers nicht wahr? Nun ja, da wird dann doch auch ein Ranger kurz stutzig bei dem was auf uns zugerollt kommt. Wir sind vielleicht fünf Minuten im Wasser da öffnet sich so ziemlich jede Schleuse des Himmels und es beginnt zu regnen zu graupeln und zu stürmen, was für ein Abenteuer. Glücklich im Auto zu sitzen fahren wir zurück zu Bernd und müssen feststellen, dass eine Kote(Zelt) dem Sturm nicht standhalten konnte. Gott sei Dank ist nicht allzu viel Nass geworden und wir quartieren entsprechend um. Alles kein Grund zur Sorge denn, ja, wir sind Rangers.
Es geht weiter auf unserer Baustelle. Die Bodenplatte ist fest geworden und wir beginnen mit Einmessen für den Holzvorbau und setzten die ersten Hölzer entsprechend und bringen alles ins Wasser. „Jetzt hebt an!“ rufe ich und alle hieven die schwere Außenwand auf den Betonsockel, ein prüfender Blick ob alles passt und weiter gehts. Es nimmt Gestalt an und so manchem wird nun klar was hier gerade entsteht. Eine zweite Wand wird aufgerichtet und der große Sturzbalken eingepasst während die Fassade weiter wächst und im Inneren des Lagers ein neuer Boden betoniert wird. Es ist einfach unglaublich was geleistet wird.

Es ist Freitagabend und wir stehen vor dem nicht ganz fertig gewordenen Werk. Das Dach ist noch nicht komplett zugedeckt und die Fassade muss noch vollendet werden. Aber wir sind unglaublich dankbar für unser Schaffen und den Segen den wir Bernd zu Teil werden konnten. Wir blicken zurück auf zwei ereignisreiche Wochen und ich bin Gott dankbar für jeden Moment den ich und den wir erleben durften, das nichts passiert ist und er Bewahrung geschenkt hat und uns zum Segen hat werden lassen.
Somit als Abschiedsgruß:

Mit Gunst und Verlaub,

Es ruht die geübte Hand
schauet auf das Werk das hier entstand,
nach harten, arbeitsreichen Tagen

Ist´s vollbracht und ich will’s wagen

Steig hinauf zum Dacheshaupt

Das ihr liebe Kameraden habt erbaut
Will den Hut abnehmen vor dem Herrn

Und stimme ein Lob ihm an, denn er war nicht fern

Hat geschützt und bewahrt vor allem Schaden
Einen jedem Herz recht zu schlagen gedenkt

Und alle unsere Schritte wohl gelenkt.

So bitte ich um einen Segen für diesen Bau

Soll er bestehen bis zum letzten Morgentau

Den Leut wo gehen ein und aus

Bringen Mut und Erfolg ins Haus

Und das Wissen für alle Zeit

Du Herr bist bei uns in alle Ewigkeit.

So will ich Enden mit meinem Sprüchlein fein

Gedenkt dieser Bau soll eine leuchtend Stätte sein

Und so sprech ich nach alter Zimmerersitte

Ein Lob euch Bauleut

Ein Lob euch Bauherrschaft

Und ein Lob dem der ist immer in unserer Mitte.

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