Bei schönem Wetter mache ich mich auf die Reise. Am Zoll in Nagold die Container mit Hilfsgütern verplomben, geht es dann über Heilbronn und Nürnberg nach Dresden, wo ich die erste Etappe bei lieben Freunden beende und dort nochmals opulent verpflegt werde.
Am nächsten Tag Einreise nach Polen: Langer Stau vor der Grenze. Nach einiger Wartezeit, noch mehrere Kilometer vor der Grenze, stehen plötzlich alle Lkw auf der linken Spur und vor mir ist alles frei. Ich wundere mich zwar, aber da man in Deutschland mit dem Lkw auf der rechten Spur fahren soll mach ich das um komme mit zwei Lkw im Gefolge bis zur polnischen Grenze. Hier erklärt sich das Rätsel. Hier, erst hier, steht ein Schild, dass die Lkws auf die linke Spur müssen. Denn Lkw haben an der Grenze freie Fahrt, die Pkw-Fahrer werden auf der rechten Spur eingehend wegen Corona kontrolliert.
Nach dieser Hürde lade ich noch das Mautgerät auf und frohen Mutes geht’s nach Polen rein. Ich komme gut vorwärts, übernachte in der Pampa bei einem netten See, wo mir ein Fuchs Gute Nacht sagt.
Da ich diesmal eine andere Grenze nehmen muss, wegen Corona ist meine Lieblingsgrenze geschlossen, fahre ich gen Warschau nach Nordosten. Die Straßen sind recht frei, es fährt sich gut. Vor der Grenze übernachte ich nochmals um dann am nächsten Morgen ausgeruht die Grenze zu machen. Doch ich lege einen klassischen Fehlstart hin. Zum Scheibe putzen, es hat so viele Insekten dran kleben, lasse ich den Lkw vorne herunter. Aber dann geht er nicht mehr hoch. Ich suche, ich telefoniere, in Deutschland zerbrechen sich meine Freunde den Kopf – und am Ende entdecke ich es, ein kleines Gestänge hat sich ausgehängt. Ich hänge es wieder ein, und siehe da, alles funktioniert wieder, wie es soll!
An der Grenze erwartet mich eine lange Schlange, die ich mit Schwung passiere. Vorne lässt mich der Grenzschutz ohne Probleme rein, und dann geht’s los: Vor der Waage schlängelt sich der Lkw Stau über verschiedene Parkplätze, ich stehe stundenlang, bis ich nur auf der Waage bin. Dort wird mir gesagt: „Number 5!“. Nach der Waage teilt sich die Schlange in 8 oder 10 Arme auf, ich sehe ganz vorne ein Schild mit einer große 5 drauf und muss deshalb weiter nach links, stehe dann etwas schräg vor der Waage. Gleich kommt die Waagemeisterin der anderen Waage und erklärt mir, dass das nicht geht. Ich probiere ihr zu vermitteln, dass ich zur Nummer 5 soll. Nach langen diskutieren verstehe ich, dass die Schilder mit den Nummern total unwichtig sind und ich nachher im Büro zum Schalter 5 soll. 😉
Vor dem Büro stehen ca. 50 Fahrer, man muss wegen Corona dort im Freien in der prallen Sonne mit Mundschutz warten. Aber die Fahrer haben es recht gut organisiert, und so weiß ich, dass ich nach dem Fahrer mit der orangen Warnweste dran bin. Klappt auch alles so weit, nach über 6 Stunden verlasse ich dann die EU – die ukrainische Grenze vor mir. Um es kurz zu machen: Hier werden alle Register gezogen: Passkontrolle, Waage, Zoll, Deklaration, Zoll, Lkw röntgen, Zoll, Lkw aufmachen und Ladung kontrollieren, Zoll, und endlich fertig. Insgesamt habe ich über 12 Stunden an der Grenze verbracht und finde dann nach der Grenze noch einen freien bewachten Parkplatz an einer Tankstelle.
Am nächsten Tag reise ich gemütlich durch die Ukraine. Auch hier ist das Leben wegen Corona sehr stark eingeschränkt: Restaurants haben geschlossen, vor den Läden bilden sich wegen der Zugangsbeschränkung Schlangen, und es fahren keine Busse und Bahnen. Ein echtes Problem, denn die Leute aus dem Dorf kommen so nicht mehr zum Einkaufen…
Abends erreiche ich dann wohlbehalten Ternopil, wo ich mehr schlecht als recht auf dem Zollhof übernachte – ein lauter Kühl-Lkw parkt in meiner Nähe.
Am nächsten Morgen sind unsere Partner vom Krankenhaus schnell mit den Papieren fertig, als erster Lkw darf ich den überfüllten Zollhof verlassen. Was sich als schwierig herausstellt, denn der Parkplatz ist komplett voll. Über 8 Fahrer helfen mir beim Rangieren, ich muss den Anhänger abhängen, wenden, wieder anhängen – circa 10 andere Lkw müssen mal vor und mal zurückfahren, bis eine Gasse entsteht, durch die ich fahren kann. Es ist einfach ein toller Zusammenhalt unter den Fahrern in Osteuropa.
Am Krankenhaus entladen wir unter strenger Aufsicht des Zöllners den Lkw, doch er scheint recht zufrieden. Es passt alles soweit und ohne Beanstandungen versiegelt er das Lager. Die Freude über die Krankenhausbetten, und vor allem über die Inkontinenzartikel, ist sehr groß. Nun muss die Lieferung von der Kommission in Kiew freigegeben werden – mal sehen, wie lange das braucht!
Am Abend geht’s wieder gen Heimat, ich übernachte bei einem Polizeiposten, und nach einer schönen Karpatenüberquerung erreiche ich am späten Nachmittag das Jugendhaus. Hier kann ich noch einige Dinge mit unseren Leitern besprechen, werde gut versorgt und habe eine gute Nacht.
An der Grenze nach Ungarn dann die Überraschung: Alles leer! Keine Schlange, der Parkplatz ist leer, ich kann bis zum Schlagbaum vorfahren! Die ukrainische Seite ist recht schnell fertig, beim Ungarn muss ich eine Weile warten. Auf der Waage erhalte ich den Corona-Transit-Aufkleber, der Zoll klappt schnell, und bei der Kontrolle wird es spannend. Ich habe einen Kanister günstiges Benzin für unseren Rasenmäher daheim vollgemacht. Laut ADAC kein Problem. Doch vor mir wird ein Sprinter kontrolliert, bei ihm wird ein Kanister entdeckt und er muss Strafe bezahlen. Ich bin schon sicher, dass das Benzin durch die Strafe bei mir sehr teuer wird, da der Lkw hier ja jedes Mal geröntgt wird.
Doch alles kommt gut: Der Polizist schaut nur das Fahrerhaus an und erklärt mir dann, dass die Röntgenanlage kaputt sei! So komme ich unbehelligt in die EU. Aber nochmal mache ich das nicht mehr. 😉
Über Ungarn und Österreich komme ich dann ohne Probleme wieder wohlbehalten zu Hause an.