Dankbar trotz Unfall beim Hilfstransport

Den ersten Hilfstransport des Jahres 2021 durften Dominik und ich gemeinsam mit beiden Lkw nach Bulgarien durchführen. Bei recht schönem Wetter ging es durch Deutschland nach Österreich, in Ungarn setzte dann Regen ein. Da wir an einem Freitagabend an die Grenze nach Rumänien kamen war abzusehen, dass dort eine lange Warteschlange sein wird. Deshalb haben wir uns für den kleinen Grenzübergang Giula – Varsand entschieden. Eine gute Entscheidung, denn es war sehr wenig los und wir konnten zügig und problemlos nach Rumänien einreisen, sogar ohne Routenvorgabe.

Unser bewährter Platz zum Übernachten bei der Firma Pletl war leider geschlossen, so verbrachten wir die Nacht auf einem matschigen Platz, den vor allem türkische Fahrer nutzen. Total freundliche Leute.

Gemütlich fuhren wir durch Rumänien, während der Mittagspause besichtigten wir ein altes Motel aus Ceausescus Zeiten bei Saliste. An Sibiu vorbei gings weiter durch das wunderschöne Olttal mit vielen gefrorenen Wasserfällen. Auf den Karpaten fanden wir dann einen ruhigen Parkplatz für die Nacht – und obwohl auch in Rumänien alle Restaurants eigentlich geschlossen sind bekamen wir ein warmes Abendessen im Restaurant.

Am nächsten Mittag erreichten wir die Grenze nach Bulgarien, es war wenig los. Die Bulgaren probierten, ob sie bei uns etwas Geld bekommen, jedoch zu ihrem Leidwesen vergeblich. Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen machten wir am Straßenrand Mittagspause. Gegen Abend erreichten wir unser Ziel, am nächsten Tag wurden beide Lkw fröhlich abgeladen. Stefan war sehr dankbar und froh über den Nachschub an Hilfsgütern.

Auch auf der Rückreise, es war plötzlich deutlich kälter, war an der Grenze Bulgarien-Rumänien wenig los und so fuhren wir frohgemut nach Norden. Unser Ziel waren die Fackelträger, hier warteten ein Abendessen und eine heiße Dusche auf uns. Doch in den Karpaten begann es zu schneien. Die Südseite war fast schneefrei, auf der Nordseite lag einiges, doch wir konnten die Karpaten ohne Probleme überqueren. Erst für die letzten Meter brauchten wir dann doch noch Schneeketten.

Frisch gestärkt gings am nächsten Morgen weiter, in Tirgu Mures trafen wir noch Bernd und wie immer gab es viel zu besprechen. Hier trennten sich unsere Wege. Dominik fuhr auf direktem Wege heim, ich hatte etwas mehr Zeit, die ich noch mit Bernd und Büroarbeiten verbrachte. Am frühen Abend machte ich mich auch auf den Weg, kam jedoch nicht weit. Auf einer Landstraße, kurz nach Tirgu Mures, passierte es: An einem Anstieg war die Straße in meine Richtung zweispurig und mit einer Betonwand zur Gegenfahrbahn abgetrennt. Oben hörte die Überholspur auf, doch ein Auto wollte mich noch überholen. Ich schaute gerade nach rechts, da ein anderer hier abbog, und sah deshalb das Auto, welches mich links noch mit einem Affenzahn überholen wollte, nicht. Aber ich fühlte es. Es hat sich nämlich zwischen mir und der Betonwand durchgedrückt, und dabei die Wand und meinen Lkw gestreift. Die Folge war, dass der Passat 130m weit über die Straße, zwei Verkehrsinseln sowie durch den Graben schleuderte und dann kurz vor einem Baum rückwärts im Acker zum Stehen kam.

Das war ein Schreck! Ich hielt gleich an, zum Glück war genug Platz da. Mich kurz besinnen und dann musste ich ja nach den Autofahrern schauen. Hoffentlich sind die nicht verletzt! Wir ruft man in Rumänien den Krankenwagen? Ich kann doch kein Blut sehen! All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wie froh war ich, als die Leute schon selbstständig und unverletzt ausstiegen, als ich ans Auto kam. Alle Airbags waren ausgelöst. Dann gings weiter: Der Fahrer wollte keine Polizei, und seine Versicherungsbescheinigung würde in einer halben Stunde mit dem Abschleppwagen kommen. Was tun? Alle Bekannten, die sich mit der Thematik auskannten, rieten mir am Telefon, unbedingt die Polizei zu holen. Doch das ist leicht gesagt. Inzwischen waren bei dem Auto sechs Mann, und jeder hat schon davon gehört, dass in Osteuropa manchmal die Fäuste als „Argumentationshilfe“ benutzt werden. Wie sollte ich denen unbeschadet klar machen, die Polizei zu holen? Doch Gott sei Dank, während ich noch im Lkw saß kam plötzlich Blaulicht.

Ein Polizeiauto hielt an. Kontrolle meines Führerscheins, und das wars! Die Polizisten wollten wieder fahren – ich hielt sie nochmals auf und fragte, ob ich nicht irgendeine Bescheinigung kriege. Nein, denn sie wären nur Dorfpolizei. Aber auf mein Bitten hin bestellten sie die Verkehrspolizei, die dann zehn Minuten später auch kam. Zuerst ein Alkoholtest für den Autofahrer und mich – ich hatte tatsächlich 0,00 Promille. Dann schauten sie sich alles an und ihnen war alles klar. Ich durfte zum Protokoll schreiben im warmen Polizeiauto Platz nehmen, der andere musste draußen warten.

Endlich war alles fertig. Zum Glück war mein Lkw trotzdem noch fahrbereit. Der linke Scheinwerfer, das Stoßstangeneck, der Aufstieg usw. waren zwar kaputt, doch ich konnte fahren. Wie gut! Ein paar Kilometer weiter fand ich einen Rasthof und konnte mich dort von dem Schreck erholen und übernachten. An der Grenze nach Ungarn konnte ich an einer längeren Schlange vorbeifahren, die Grenze nach Österreich war völlig ohne Kontrolle für Lkws und auch nach Deutschland konnte ich problemlos wieder einreisen. Ich brachte den Lkw dann gleich zu unserer Werkstatt in Ulm und ließ mich dort von meiner lieben Frau abholen. Dominik kam schon einen halben Tag vor mit unbeschadet zu Hause an. Nun ist ein Anwalt damit beschäftigt, dass wir das Geld für den Schaden bekommen.