Spannender Hilfstransport zum Dorfkrankenhaus in der Ukraine

Das Fahrzeug ist wieder startklar. Gerüstet für die eisigen Temperaturen im Osten mache ich mich an diesem wunderschönen Wintermorgen auf die Reise nach Ilawtse in der Ukraine. Die Sonne strahlt und das Thermometer sagt minus Sechs Grad. Die Verhältnisse auf den Straßen sind hervorragend und so komm ich sehr gut voran. Ein kleine Pause am Rastplatz nahe eines Waldstücks lass ich mir bei dem schönen Wetter nicht entgehen und spaziere ein wenig durch den verschneiten Wald. Doch weiter geht’s. München passiere ich ohne große Verzögerungen und nehme Kurs auf die Deutsch-Österreichische Staatsgrenze. Es ist bereits dunkel als ich an die sonst unübliche Warteschlange vor der Grenze stoße. Lkw hinter Lkw zuckelt jeder immer wieder ein paar Meter nach vorne. Einreisekontrollen verzögern den sonst so reibungslosen Grenzübergang. Doch für mich und auch die anderen Lastwagenfahrer ist das Prozedere kaum der Rede wert. Wir werden einfach durchgelotst müssen aber die Verzögerung hinnehmen. Ich komme am Rastplatz in St. Valentin kurz vor 22 Uhr an und Falle müde ins Bett. Ich bin nicht so weit gekommen wie geplant aber dennoch kann ich zufrieden sein. Am nächsten Tag geht’s bei gleich schönem Wetter weiter. Es ist Sonntag und entsprechend wenig Schwerlastverkehr. Auch der Grenzübergang zu Ungarn ist leer und ich fahr nach kurzem Schwatz mit dem Grenzbeamten auf ungarischen Straßen. Ziel ist heute noch die Grenze in die Ukraine zu passieren.


Ich freu mich schon, dass kein einziger Lkw in meine Richtung zu sehen ist. Ich schöpfe Hoffnung, dass die Grenze so gut wie leer ist. Mit jedem Meter erhärtet sich meine Hoffnung. Doch alles anders wie Gedacht. Der ganze Zollhof ist zugeparkt, eine ewige Schlange vor der Waage. Aber kein Grund zur Sorge, es gibt immer einen Weg. Passport und Waage gehen wie immer fix und auch die Papiere im Zollhaus werden schnell bearbeitet. In der Zwischenzeit hat es angefangen zu schneien und der Hof hüllt sich in Weiß. Es geht rüber zum Ukrainischen Grenzposten. Slawik wartet auf mich. Dank der heutigen Kommunikation per Smartphone konnte er einen Teil der Papiere bereits vorab abarbeiten. Wir begrüßen uns und machen uns daran alle Stationen durchzugehen. Es geht sehr gut. Nach wenigen Stunden ist alles abgehakt und ich darf einreisen. Mittlerweile sind alle Straßen weiß. Wir fahren vorsichtig zum Jugendhaus wo ich den Lkw parke und freudig zur Nachtruhe übergehe.


Ein gutes Frühstück wartet auf mich und Slawik und ich plaudern ein wenig bevor ich los fahre in Richtung Ternopil. Das Wetter ist herrlich. Sogar Plusgrade attestiert das Thermometer. Doch es soll die nächsten Tage ziemlich kalt werden. Deshalb wird der Diesel mittels Fließverbesserer Frosttauglich gemacht beim Tanken. Der freundliche Tankwart bringt mir sogar noch Scheibenwischwasser und bekommt dafür eine Tafel Schokolade. Ich fahre los in Richtung Nordosten. Zu den Füßen der Karpaten beginnt es zu schneien und dicke Wolken verdecken den Himmel. Doch ich komme super durch. Die Strecke ist super gemacht. Ich überhohle immer wieder Baustellengrader die die Fahrbahnen von Schnee räumen. Der Schneefall nimmt zum Abend hin etwas zu, weiterhin geht’s aber hervorragend voran. An einer einsamen Tankstelle mach ich noch einmal eine kleine Pause bis ich die letzten Kilometer nach Ternopil abspule. Es ist bereits dunkel als ich in den Zollhof einkehre und den Laster abstelle. Dankbar für alles lass ich den Motor ausgehen. Ich vertrete mir noch ein wenig die Beine bevor ich auch dieses Mal mich zur Nacht in meine Koje verkrieche.
Es ist Montag und meine Papiere werden bearbeitet. Von Mal zu Mal geht es schneller. Ich kann bereits gegen 10Uhr los nach Ilawtse. Kunstvoll und mithilfe einiger Einweiser wird auf dem engen Zollhof rangiert und ab geht die Fahrt über die verschneiten Straßen zum Dorfkrankenhaus. Ich fahr über die umliegenden Dörfer. Wunderschön was sich aus Wind Sonne und Schnee alles bilden kann. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein und es ist wundervoll all das zu sehn. Doch auch die Kehrseite ist nicht wegzureden. Viele sind Selbstversorger, sind auf sich allein gestellt, leben von der Hand in den Mund. Erfrieren teils weil sie nicht heizen können. Freud und Leid so stark beieinander.


Ich zirkle den Lkw in die enge Einfahrt des Krankenhauses und parke ihn vor der Lagerhalle. Ein prüfender Blick des Zollbeamten auf die Plombe und dann dürfen wir mit Ausladen beginnen. Emsig stapeln die Helfer die Kisten und Materialien in das kleine Lagerahaus.
Peter, einer der deutschen Vereinsmitglieder des Dorfkrankenhauses führt mich währenddessen durch die Gebäudekomplexe und erklärt mir die Geschichte des Krankenhauses. Das ganze Krankenhaus wurde privat aufgebaut und wird nun durch Spenden am Laufen gehalten um der armen Bevölkerung zu helfen. Sehr bewegt es mich, als er erzählt, wie sehr es die beiden ukrainischen Köchinnen berührt hatte, als sie die Wasserversorgung herstellten und aus dem Wasserhahn warmes und kaltes Wasser floss. Sie haben begannen damals zu weinen sagt er. Unvorstellbar denk ich mir. Auch Phillip gesellt sich am Abend noch  zu uns. Er lädt mich zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Dankbar stimme ich zu. Die Papiere werden noch gemacht und der Lkw geparkt. Die Helfer bedanken sich herzlich für all die Spenden und steigen in einen kleinen Bus der sie zurück in die Unterkunft bringt. Auch ich nehme Platz im Auto von Phillip und wir fahren zu seinem Haus.
Zuhause empfangen uns seine beiden Kinder und seine Frau. Die anfängliche Schüchternheit flieht schnell bei den beiden Kindern und sie haben sichtlich Freude an dem nicht alltäglichen Besuch. Bei einem leckeren Abendessen plaudern wir über das erlebte. Einfach schön ein bisschen Heimat zu Erleben. Wir fühlen uns zu beider Seiten sehr gesegnet.