Hilfstransport Belarus – wenig Schlaf, viel Abenteuer
Endlich können wir wieder einen Hilfstransport zu unseren Partnern nach Minsk durchführen! Wie gut, denn die Hilfsgüter werden dringend erwartet.
Es geht ganz harmlos los, am ersten Tag bis zu Freunden bei Dresden, am zweiten Tag durch Polen bis Warschau. Am dritten erreiche ich am späten Vormittag die Grenze nach Weißrussland. An der Kilometerlangen Schlange konnte ich elegant vorbeifahren und durfte mich vorne legal vor der polnischen Waage wieder einreihen. Bei der Passkontrolle Computerprobleme, ansonsten war die polnische Seite nach zwei Stunden geschafft.
Durchs Niemandsland gings an der Lkw-Schlange vorbei über den Grenzfluss Bug zur weißrussischen Abfertigung. Kabinenkontrolle, Plombenkontrolle, Passkontrolle, Dokumentenkontrolle, alles problemlos, freundlich und zügig. Auch der Mann an der Waage war sehr freundlich und freute sich, mal wieder jemanden aus dem Westen zu sehen. Er sprach gut Englisch, trotzdem führte er auf dem Waageschein die Container nicht auf.
In der großen Schalterhalle arbeitete ich Schalter für Schalter ab, zum Abschluss wurde ich zu einer Zöllnerin eingeteilt, die meine Papiere endgültig fertig machen sollte. Doch es zieht sich. Immer öfters geht sie mit meinen Papieren zu ihrem Chef. Ein schlechtes Zeichen. Dann die Aufforderung: Lkw röntgen und dann an die Rampe!
Beim Röntgen komme ich schnell dran, doch dann erfahre ich, dass zig Lkw auf einen Platz an der Rampe warten und ich erst in ca. 30 Stunden drankomme. Da taucht plötzlich der freundliche Mann, der vorher an der Waage arbeitete, auf. Er erklärt mir, dass mein Problem das nicht stimmende Gewicht des Lastzuges ist, da die Container nicht beachtet wurden. Er meinte, das wäre seine Schuld und er würde jetzt versuchen, mir zu helfen und seinen Fehler wieder in Ordnung zu bringen. Top! Das habe ich so noch von keinem Zöllner erlebt.
Und so sind wir wieder von Schalter zu Schalter, zum Lkw, hin und her, bis meine Papiere nach zwei Stunden wieder bei „meiner“ Zöllnerin waren und sie alles fertig machte. So konnte ich dann gegen 19:00 Uhr nach Weißrussland einreisen.
Nach dem Bezahlen der Maut war erstmal Feierabend. Denn in Weißrussland darf man bei Temperaturen über 25 Grad Celsius mit dem Lkw von 6-22 Uhr nicht fahren. Es hatte jetzt noch 35 Grad, und meine Klimaanlage war defekt. So machte ich nach der Grenze am Waldrand Pause und kochte mir ein Abendessen. Plötzlich hielt ein BMW vor meinem Lkw an, und wer stieg aus? Mein Freund von der Grenze! Er hatte Feierabend und so konnte ich mich nochmals herzlich für seinen außergewöhnlichen Einsatz bedanken.
Um 22 Uhr durfte ich endlich starten und schaffte es gerade noch bis zu meinem geplanten Ziel, ich war einfach todmüde. Aber ich stand an einem Parkplatz an der Autobahn, nicht weit von einem Badesee. Und so verbrachte ich den Sonntag dort, bis ich abends um 22 Uhr wieder weiterfahren durfte. Spät in der Nacht kam ich dann beim Zollamt in Minsk an, wo ich freundlichen empfangen wurde und meine Papiere gleich abgeben konnte.
Am nächsten Morgen kam Igor und nach ein paar Stunden waren die Papiere alle fertig und wir konnten zur Abladestelle fahren. Igor spricht kein Deutsch und kein Englisch und ist recht schüchtern, so machte er nur mit dem Finger Bewegungen, wo ich hinsollte. Natürlich verfuhren wir uns ein paar Mal. Immer wenn sein Finger nach hinten zeigte, wusste ich, dass ich wieder umdrehen muss.
Beim Abladen packten dann die Männer kräftig an und obwohl wir die Sachen weit tragen mussten, war der Lkw am späten Nachmittag leer und das Lager voll. Olga war so dankbar, wir wären die einzigen, die den Invalidenverein nicht vergessen haben. Während des Abladens traf ich mich auch noch mit unserem Igor und wir hatten gute Gespräche.
Auf der Straße Richtung Litauen durfte ich trotz der Hitze fahren. Ich wählte diese Grenze zur EU, denn dort darf der Tank voll sein. 1500Liter feinster weißrussischer Diesel für 0,67€ der Liter. Das lohnt sich!
Vor der Grenze wollte ich übernachten, doch der Rückstau, 8km, kam früher als erwartet. Umdrehen ging nicht und so fuhr ich an der Schlange vorbei. Ein Polizist zwischendrin schickte mich weiter, bis ich schließlich ganz vorne war, allerdings auf der Gegenfahrbahn. Mit meinen Papieren lief ich zum Kabuff der Polizisten, es waren alles junge Leute. Aber nicht so flexibel, wie ich erwartet hatte. Sie wollten mich partout nicht reinlassen, aber umdrehen durfte ich auch nicht. So verlangte ich den Vorgesetzten und nach eine Stunde kam eine junge Frau, die aber auch nichts entscheiden konnte. Ein Drama. Nach mehreren Stunden durfte ich dann doch in die Grenze einfahren, wo ich dann die ganze Nacht verbringen musste. Denn obwohl die fünf verschiedenen Stationen, wo ich Stempel holen musste, nur insgesamt 20 Minuten benötigten, brauchte ich 12 Stunde bis zum nächsten Morgen, dass ich in Litauen die Grenze verlassen durfte. Geduldstraining pur, Schlafen ist nicht, dafür Stromausfall. Doch um 3 wurde es schon wieder hell… In den ganzen 12 Stunden wurden nur ca. 20 Lkw abgefertigt.
Das war die dritte Nacht ohne Schlaf, doch ich fand nach der Grenze einen schattigen und ruhigen Parkplatz an einem See, wo ich mich ausschlafen konnte.
Über Litauen und Polen kam ich dann wieder wohlbehalten zu Hause an.