Konvoi der Hoffnung XXIX / Hilfstransport Ukraine Januar 2024
Endlich mal wieder ein Hilfstransport mit vielen neuen Strecken und Erfahrungen.
Los gings mit geladenem Lkw und leerem Anhänger. Erstes Ziel war Wismar. Nach einer ruhigen Übernachtung auf einem Truppenübungsplatz bei Fallingbostel gings am zweiten Tag weiter. Etwas Schnee begleitete und erfreute mich, doch die Straßen waren recht frei.
In Wismar beluden wir zusammen mit unserem Partner, dem CHW, den Anhänger mit Matratzen und Betten aus einer Insolvenz. Abends wollte ich noch am Computer die Zollanmeldung machen und wurde von einem neuen online-Zollformular überrascht. Da nicht alles auf Anhieb passte telefonierte ich mit dem Zollamt Wismar, doch die konnten mir nicht helfen und ich durfte auch nicht zu ihnen kommen, da das Zollamt keinen Lkw-Parkplatz habe…
Am nächsten Vormittag weitere erfolglose Versuche. Von unserem Zollamt aus Nagold kam dann der entscheidende Tipp, herzlichen Dank nochmals! Das Zollamt Wismar hat zwei Nummern, und ich verwendete die falsche, im Internet angegebene…
Gegen Mittag gings dann endlich auf die Straße und ich kam mit viel Schnee, doch ohne Stau bis zu guten Freunden bei Dresden, wo ich übernachten konnte.
Am nächsten Morgen sah ich dann im Handy, dass Richtung Polen kilometerlanger Stau ist. Also blieb ich noch bei den Freunden. Am späten Vormittag hat sich der Stau dann aufgelöst, dank unserer guten Winterreifen kam ich auch ohne Probleme aus dem vereisten und drüber eingeschneiten Hof. Am Rasthof Dresdner Tor wollte ich kurz die Scheibenwischer vom Eis befreien, doch das war ein fataler Fehler! Kurz nach dem Rasthof zweigt von der A4 die Autobahn Richtung Tschechien ab, diese war gesperrt. Und der Stau reichte bis zur Auffahrt vom Rasthof. Das Ergebnis, vom Rasthof kam keiner mehr runter, alle Gänge im Rasthof standen voll. Ganze drei Stunden hat mich das gekostet!
Mit viel Schnee, ich liebe es, kam ich noch bis zu einem Parkplatz hinter Breslau und war begeistert, das das WC-Haus pikobello sauber, hell und warm war. Ganz anders als bei uns!
Am nächsten Tag gings weiter Richtung Krakau und dann runter in die Slowakei. Dort musste ich an der Grenze ein spezielles Mautgerät kaufen. Das erste funktionierte nicht, nach viel Probiererei bekam ich ein anderes und konnte endlich weiter. Durch die wunderschöne Slowakei, der Schnee wurde immer weniger, gings immer Richtung Osten. Wunderschöne Landschaft säumte die Straße, ich wusste gar nicht, dass die Berge der Tatra so hoch und so schön sind!
Abends kam ich an die Grenze nach Ungarn, wo ich problemlos das Mautgerät zurückgeben konnte und das Geld wieder erhielt. (Wenn man das Mautgerät länger als sechs Monate behält, zahlt man eine Strafe) (Ich hätte auch direkt von der Slowakei in die Ukraine reisen können, doch unser Partner Slawik hat mir von dieser Grenze abgeraten)
In Ungarn wurden die Straßen dann katastrophal schlecht. Nach(!) einer Brücke dann ein 12t Schild, als die Straße endlich wieder richtig gut war. Kurz drauf Polizei. Ich wurde angehalten und mir wurde erklärt, dass ich natürlich weiterfahren darf, wenn ich eine Strafe bezahle.
Im Endeffekt musste ich 40 Minuten warten, bis das Protokoll geschrieben war und war 35€ ärmer. Die offizielle Strecke wäre über 120km länger gewesen, also hat es sich trotzdem gelohnt!
Ich übernachtete an unserem bewährten Parkplatz kurz vor der ukrainischen Grenze. Am nächsten Morgen konnte ich dann problemlos an der Schlange vorbei und war schnell im Zollhof, der völlig überfüllt war. Ich musste den Lkw röntgen lassen, das passiert auf der anderen Seite der Grenze bei der Einreise nach Ungarn. Durch das völlige Chaos auf dem Zollhof brauchte es viele Stunden, bis ich jeweils dort war, wo ich hin musste: Röntgenanlage, danach wieder an der Schlang vorbei in die Grenze rein, dann zur Rampe. Egal, irgendwann war auch das fertig und ich kam auf ukrainische Seite. Slawik durfte diesmal nicht in den Zollhof, so musste ich alles allein machen, was aber erstaunlich schnell geklappt hat. Um 16 Uhr war ich dann endlich am Jugendhaus und wir konnten den Lkw abladen. Es ging echt schnell, alle Waisen-Jungs haben angepackt und die Freude war groß.
Slawik und seine Frau berichteten mir von der großen Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, die die Ukrainer momentan immer mehr erfasst. Alle Männer verstecken sich seit Monaten in ihren Häusern, um nicht bei einer Kontrolle auf der Straße vom Militär geschnappt zu werden und in den Krieg zu müssen. Es ist einfach fürchterlich!
Ich übernachtete bei Slawik daheim und die Spannung war groß: An der Grenze meldet man sich online an, die Wartezeit für mich betrug 9 Tage. Immer wieder probierte Slawik seinen Bekannten anzurufen, ob ich schneller über die Grenze darf. Endlich, gegen Mittag dann die erlösende Nachricht: Freie Fahrt!
Ohne Mittagessen musste ich dann direkt zur Grenze fahren, die dann auch schnell klappte.
Am nächsten Morgen hatte ich Ungarn richtig dichten Nebel, zum Glück kam dann bei Budapest die Sone raus!
Am nächsten morgen kam ich gut vorwärts bis zu einem Parkplatz nach Linz, wo ich Feierabend machte. Ich hätte zwar noch etwas länger fahren dürfen, dachte aber, dass es so gut ist. Und siehe da, kurz drauf fing es an zu regnen und auf dem gefrorenen Boden verwandelte sich alles in eine spiegelglatte Eisfläche!
Und so kam ich dann nach weiteren zwei Tagen gesund und dankbar wieder daheim an.