Auf diesen Transport habe ich mich sehr gefreut – doch es wurde ganz anders.

Der Höhe der Maut bestimmt die Route, so fuhr ich über Salzburg durch den Tauerntunnel nach Villach. Von hier weiter durch Italien an Udine und Triest vorbei, kurz durch Slowenien nach Kroatien und kam dann bei Rijeka an die Adria. Leider war es nichts mit traumhaften Frühlingswetter, es war windig, nass und kalt. An diesem zweiten Tag fuhr ich bis Karlobag, wo ich direkt am Meer übernachtete. Wegen starkem Wind und dem daraus folgenden schaukeln des Lkw konnte ich nicht lang schlafen und startete nach um halb vier. Weiter gings bei Zadar auf die Autobahn, wo ich einen herrlichen Sonnenaufgang erlebte. Gegen Mittag kam ich an die kroatisch-bosnische Grenze bei Neum. Hier fährt man für drei Kilometer durch Bosnien, und ich musste drei Stunden warten. Grund war, dass die Zöllnerinnen nicht auf mich hören wollten, keine Ahnung hatten und so meine Vorgangsnummer nicht im großen europäischen Zentralcomputer finden konnten. Denn die war natürlich nicht für diese Grenze angelegt, sondern unter der Grenze nach Montenegro…

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Naja, ich konnte in Ruhe vespern und weiter gings. Eigentlich wollte ich auf einem herrlichen Parkplatz über Dubrovnik mit gigantischer Aussicht übernachten, doch der war abgesperrt. So reiste ich ohne größere Probleme noch nach Montenegro ein und parkte dann vor einem netten Hotel auf einem beleuchteten Parkplatz. Hier gönnte ich mir ein Essen, allerdings war die halbe Speisekarte nicht vorrätig.

Am nächsten Tag dann mit der Fähre über die Meeresenge bei Tivat, über den alten Pass kostenlos nach Podgorica. Die Grenze nach Albanien verlief recht gut. Nachdem ich 20 Minuten auf den Broker wartete, dabei aber ein WLAN entdeckte, war ich eine halbe Stunde später schon fertig und konnte einreisen.

Nun gings quer durch Albanien, Shkodra, dann Richtung Tirana und kurz vor der Hauptstadt nach Durrës. Denn die neue Autobahn ist für Lkw gesperrt. Überhaupt die Straßen in Albanien: Hier ist alles unterwegs, egal ob Autobahn oder Landstraße: Fußgänger, Fahrradfahrer, Hühnerverkäufer, dreirädrige Mopeds mit Ladefläche, Kühe, Esel, Schildkröten, von kleineren Tieren ganz zu schweigen, dann fehlen viele Kanaldeckel, die Übergänge zu den Brücken sind oft abenteuerlich. Kurz, man braucht ständig volle Konzentration. In Durrës verfuhr ich mich wie jedes Mal, kam aber wieder auf die Richtige Straße Richtung Elbasan. Hier fand ich auch eine passable Tankstelle, wo ich gut übernachten konnte.

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Am nächsten Vormittag erreichte ich dann Qafë Thanë, die Grenze nach Mazedonien und gleichzeitig der Zoll von Pogradec. Hier wurde ich schon erwartet. Wir stellten den Lkw dort ab, denn leider war die Genehmigung aus Tirana, dass die Hilfsgüter eingeführt werden dürfen, noch nicht da. Das war ein angespannter Nachmittag, denn wenn die Genehmigung nicht kommt, dann erst am nächsten Dienstag, da Montag Feiertag war. Eine Mitarbeiterin von Diakonia Albania war in Tirana, und fünf Minuten nach Feierabend des Ministeriums gab es noch die benötigte Genehmigung! Hurra! Erste Hürde genommen.

Wir aßen noch einen leckeren Koran zum Abendessen, einen Fisch, den es nur hier im Ohridsee gibt. Ich übernachtete dann im Lkw am Zoll, sicher ist sicher. Am nächsten Morgen stürzten wir uns ins Zollgetümmel. Zuerst den Lkw wiegen. Und natürlich passte das Gewicht nicht. Ich konnte alles erklären, lange Verhandlungen. Am Ende einigten wir uns, dass ich nochmals komme und den leeren Lkw wiegen lasse… Dann kam die Idee, den Lkw röntgen zu lassen. Ich sollte alle meine Lebensmittel und Getränke ausladen, weil diese durch den Scanner schädlich beim Verzehr werden. Ich fragte dann, was mit den 16 Tonnen Lebensmittel, die ich geladen habe, passiert. Das wäre kein Problem. Wahrscheinlich haben die Albaner stärkere Mägen… 😉 Als nächstes dann eine weitere Schikane: Wieviel Diesel ich denn im Tank hätte? Ich weiß, dass man bei der Einreise nach Albanien nur 200 Liter haben darf. Aber wenn ich aus Albanien komme sollten sie doch froh sein, wenn ich einen vollen Tank habe und ihren teuren Diesel gekauft habe… Ich glaube langsam, man muss albanische Zöllner nicht verstehen, zumindest nicht mit unserer Logik. Wahrscheinlich war ihre Logik ein Geldgeschenk, aber es klappte auch so.

Am Nachmittag war dann alles Überstanden und wir konnten nach Pogradec zum Abladen ans Diakonia Lager fahren. Ich hatte überwiegend Paletten mit Kindernahrung geladen, so ging das Abladen dank des mit Fahrer gemieteten Staplers recht zügig. Die Lagerräume waren zum Teil mit Kerzen beleuchtet, sehr romantisch 😉

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Die Diakonia Albania, die wir hier unterstützen, macht eine ganz tolle Arbeit. Ein Schwerpunkt sind die Kinder. In den Bergdörfern gibt es kaum noch Schulen, und so für die Kinder keine Bildung. Diakonia baut jetzt kleine Internate in Dörfern mit Schule, wo dann die Kinder aus den umliegenden Dörfern während der Woche leben können und die Schule besuchen. Am Wochenende werden sie wieder zu ihren Eltern gebracht. Nicht da ideale Modell, aber ich wüsste kein besseres.

Unsere Hilfsgüter werden zum Teil für die Versorgung dieses Projektes verwendet, ein größerer Teil wird aber direkt in den Bergdörfern an die Ärmsten verteilt. Denn das Leben in den Bergen ist sehr hart. Es gibt keine Arbeitsstellen, die Menschen leben von dem, was sie anbauen und was vielleicht ein Sohn aus Europa an Geld schickt. Die Hänge sind steil, die Böden schlecht und Wasser ist Mangelware. Da hat es nicht viel Ertrag.

Aber Abend fuhren wir wieder zum Zoll, um den Lkw nochmals leer zu wiegen. Und wie von mir gesagt ist er schwerer als in den Papieren steht… Gewonnen 😉

Ich übernachtete dann vor dem Hotel Odessa in Qafë Thanë, bewacht von einem netten Wächter. Am nächsten Morgen gings auf die lange Heimreise. Die erste Etappe mit sehr viel Regen ging bis Montenegro, wo ich mit herrlicher Aussicht am Straßenrand übernachtete. Am nächsten Tag dann problemlose Einreise in die EU, Bosnien war auch easy, doch der Wind wurde immer heftiger. Bei Zadar auf der Autobahnbrücke über eine Schlucht war das Tempo auf 30km/h reduziert, die Bora blies heftig. Ich fuhr noch ein Stück auf der Jadranska Magistrala weiter nach Norden, doch auch hier war der Sturm heftig und so übernachtete ich im Windschutz einer Felswand. Allerdings kamen ständig heftige Böen, die mich aufschrecken ließen.

Nach einer schlechten Nacht gings weiter, zum Mittag leckere Pizza bei Udine und dann eine ruhige Nacht nach dem Tauerntunnel in Österreich. Am nächsten Tag kam ich wieder wohlbehalten zu Hause an.

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