Bei schönem Herbstwetter machte ich mich nach dem Besuch beim Zoll auf die lange Reise nach Albanien. Ich kam gut voran und schlug mein erstes Nachtlager in den Alpen unmittelbar vor dem Felbertauerntunnel am Rasthof Tauernalm auf. Der nächste Tag brachte mich durch Österreich, Italien und Slowenien nach Kroatien, wo ich bei schlechtem Wetter das erste Mal die Adria sah. Wegen des schlechten Wetters und dem damit verbundenen starken Winden (Bora) auf der Küstenstraße nahm ich die teure Autobahn und übernachtete auf einem Rasthof bei Zadar. Je weiter ich nach Süden kam, desto besser wurde das Wetter. Vor Dubrovnik muss man für 3 km durch Bosnien fahren, dieses Mal waren die Grenzen gar kein Problem. Die Ausreise aus der EU nach Montenegro verlief auch ganz ordentlich, lediglich die Parkplatzsuche in Montenegro gestaltete sich schwierig. Nach längerem Suchen fand ich einen ruhigen Parkplatz am Friedhof, da man an fast keiner Tankstelle mit dem Lkw über Nacht stehen kann.
Am Vormittag des nächsten Tages kam ich dann an die Grenze von Montenegro nach Albanien. Hier war erstaunlich wenig los. Die Ausreise aus Montenegro klappte problemlos, die Einreise nach Albanien anfangs auch. Inzwischen ist der Zoll nicht mehr an der Grenze sondern 1 km danach. Hier ging die übliche Prozedur los. Zuerst auf die Waage, natürlich ist der Waagemeister nicht da und man muss warten. Dann zur Spedition oder Broker, hier werden die Papiere vorbereitet. Mein üblicher Verdächtiger war nicht da und so fragte ich die Nachbarfirma, ob sie den wüssten, wo er ist. Die Antwort war nur, mit dem rede ich nicht. Ich fand dann endlich einen Broker, der mir die Papiere machte. Es zog sich lang dahin, zum Abschluss noch vor dem Zoll musste ich zum Doktor. Dieser wollte alle Lebensmittel, die ich dabei habe, sehen. Das ist neun Albanien und war bei mir nicht machbar, da der Lkw bis oben hin mit Kleidung beladen war. Ich solle einfach wieder nach Hause fahren war die Reaktion der Ärztin. Nun war wieder Geduld gefragt und nach ein paar Stunden hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich die Lebensmittel einfach bei der Heimfahrt bei ihr abgebe.
Recht zügig war dann auch der Zoll fertig und so machte ich mich auf den Weg ans Ziel. Nur ein paar 100 km, die es aber in sich haben. Man muss ständig mit höchster Konzentration fahren, da man sich die Straße mit allem, was sich irgendwie bewegt, teilen muss. Zum Teil sind die Straßen sehr gut ausgebaut, zum Teil aber auch äußerst marode. Man muss eh schon einen Umweg über Durres fahren, doch nun war auch noch eine Brücke für Lkw gesperrt und ich musste einen weiteren Zacken über Tirana fahren. Am Abend kam ich dann wohlbehalten am Zollhof vom Pogradec in Qafe Thane an, wo ich die Nacht verbrachte. Am nächsten Morgen waren die Jungs von Diakonia da und machten die Papiere. Gegen Mittag war alles so weit, ich musste noch den Lkw röntgen lassen und schon konnten wir nach Pogradec zum Abladen fahren.
Um in den Hof zu kommen, mussten wir das frisch angelieferte Brennholz vom Nachbarn erst mal wegräumen, danach waren wir schon warm und den Lkw auszuladen. Die Freude über die Hilfsgüter war wieder groß. Sie werden zum Teil direkt an die Bedürftigen Menschen weitergegeben und zum anderen Teil in den Einrichtungen der Diakonia verwendet. Hier möchte ich besonders das Schulprojekt herausheben: in vielen kleinen Bergdörfern wurden die Schulen geschlossen und die Kinder haben keine Chance auf Bildung. Diakonia hat nun kleine Internate eröffnet, in denen die Kinder die Woche über betreut werden und zur Schule gehen und am Wochenende wieder zu ihren Eltern gebracht werden. Eine tolle Arbeit!
Am nächsten Morgen ging es dann wieder auf den langen Rückweg. Natürlich hielt ich beim Doktor an um die Lebensmittel abzugeben. Doch sie interessierte sich gar nicht dafür. An der Grenze war dann richtig viel los, es vergingen ein paar Stunden, bis sich endlich in Mazedonien war. Diesmal übernachtete ich den Bergen mit schöner Aussicht und genoss am Morgen noch ein Bad im Meer. An der Grenze nach Kroatien erwischte ich es schlecht: ich war der einzige Lkw, doch eine Firma war damit beschäftigt, die Lkw-Waage zu Eichen. Und da brauchten sie meinen Lkw als Gegengewicht. Das zog sich eine ganze Weile hin, aber immerhin habe ich es auch meinem Beitrag für den Zoll von Montenegro geleistet. Endlich war es fertig, auf kroatischer Seite gab es kein Problem. So ging es nun immer die Küste entlang nach Norden, an der Krka-Schlucht übernachtete ich. Weiter ging es über Slowenien, wo ich nochmals an der Grenze übernachtete und Italien, wo es natürlich eine leckere Pizza gab, über die Alpen bis zu einem Parkplatz bei München, wo ich wieder übernachtete. Am nächsten Morgen wollte ich gerade auf Toilette gehen, als mich ein anderer Fahrer ansprach: ihm war in der Nacht Diesel geklaut worden und so bestellte ich für ihn, da er schlecht Deutsch sprach, die Polizei. Ich selber fuhr dann noch die letzte Etappe bis nach Hause und kam am späten Nachmittag wieder fröhlich zu Hause an.