Nach drei Jahren war es nun endlich wieder soweit: Ein erneuter Hilfstransport nach Weißrussland sollte starten. Ich empfinde die Transporte nach Weißrussland mit am schwierigsten, und so war ich sehr gespannt, was mich erwartet.
Das Visum kam ohne Probleme, doch die Post verschlampte unser carnet TIR, welches wir für den Zoll brauchen. So bestellte ich noch ein zweites per Express, und natürlich kamen am Tag der Abfahrt dann zwei an. 😉
Nachdem der Lkw beim Zoll verplombt und das Carnet eröffnet war gings auf die Reise in den Osten. Die erste Etappe führte mich am Freitag nach Dresden, wo ich bei lieben Freunden trotz des normalerweisen starken Verkehrs am Freitag ohne Stau ankam. Dort wurde ich gut versorgt, frisch gestärkt gings dann weiter in den Osten. In Polen begrüßte mich dichter Nebel, doch ich kam trotzdem gut voran und übernachtete an der Ringstraße 50 um Warschau auf einem Lkw-Parkplatz. Am nächsten Morgen fuhr weiter in Richtung russischer Grenze, die Sonne kam heraus und am frühen Nachmittag kam ich an die Schlange vor der Grenze bei Brest. Es waren „nur“ knapp zwei Kilometer Stau, doch ich konnte gut vorbeifahren und wurde vorne ohne Probleme in die Schlange hereingelassen.
Auf polnischer Seite hatte ich das große Los. Hier sind die Papiere in ein paar Minuten fertig, doch um vom Parkplatz zu kommen braucht es, wenn man schlecht steht, Stunden. Ich stand aber sehr gut und konnte durch ein paar taktisch kluge Manöver innerhalb von einer Stunde den Parkplatz verlassen. Durchs Niemandsland bin ich natürlich an der langen Schlange auf der Gegenfahrbahn vorbeigefahren, zum Glück kam gerade keiner…
Vorne nochmals Kontrolle der Polen und dann ging die Schlange zweispurig die Brücke hoch über den Grenzfluss, die Bug. Hier stellte ich mich ordnungsgemäß an, aber 20 Minuten ging nichts vorwärts. Dann kam ein polnischer Grenzwächter und meinte, ich solle doch einfach links an der Schlange vorbeifahren! So etwas lass ich mir nicht zweimal sagen! Vorne braucht es dann nochmal eine Stunde bis ich bei den Weißrussen bin. Hier teilt es sich in 8 Spuren auf und der Lkw wird kontrolliert und vom Fahrer der Pass. Danach geht es wieder auf einer Spur über die Waage, hier ist wieder hauen und stechen. Danach geht’s auf den Parkplatz und ab ins Haus, Papiere machen.
Hier erwartet einen eine große Halle mit über 50 verschiedenen Schaltern. Ich erwischte gleich den richtigen und so wurde ich in Folge von einem zum nächsten Schalter geschickt und überall wurden meine Papiere ein bisschen weiter bearbeitet. Es gab keine Probleme oder Theater, lediglich das Gewicht der beiden Container forderte die Zöllner heraus. Doch ich musste weder an die Rampe und abladen noch zum Röntgen. Also insgesamt ein recht guter Grenzübertritt, kurz nach Mitternacht war ich dann in Weißrussland. Erstmal günstig den Tank voll machen, Maut bezahlen, dann noch ein paar Taschen bei einer Familie abgeben und am nächsten bewachten Rasthof Feierabend.
Am nächsten Morgen gemütlich ausschlafen und dann auf einer recht guten Autobahn quer durch Weißrussland fahren. Meist ohne Leitplanken mit freier Sicht. Traktoren, Rübenvollernter, Fahrradfahrer und anderes teilte sich die Autobahn mit mir, doch ich kam gut voran. Mittags eine schöne Pause an einem See und am frühen Abend kam ich in Minsk an.
Hier wurde ich von meinem Freund (ich nenne hier keine Namen und Details) empfangen und wir stellten den Lkw auf einem sicheren Parkplatz ab. Er lud mich zu sich ein und wir hatten einen schönen Abend, an dem er mir viele spannende Dinge berichtete, die er mit seinem Chef erlebt.
Am nächsten Morgen wurde ich dann von einem Leiter des Invalidenvereins, der die Hilfsgüter empfängt, zum Zollhof gelotst. Eine teure Angelegenheit, doch alles klappte gut und nach knapp zwei Stunden war alles fertig und wir konnten zum Abladen fahren. Der Invalidenverein ist umgezogen, früher waren sie in einem engen Hinterhof und man musste immer einen Haufen Pkws abschleppen lassen, um mit dem Lkw an den Eingang zu kommen. Nun sind sie zwar wieder in einem Wohnblock, doch auf der Straßenseite, getrennt durch einen breiten Gehweg und 20 Meter Wiese. So fuhr ich mit dem Lkw auf den Gehweg und es ging ans fröhliche abladen. Jede Kiste 100 Schritte weit tragen…
Mein Freund ging mit mir Pizzaessen, da traf ich auch seine Frau und Tochter und wir hatten eine schöne Zeit. Am späten Nachmittag war der Lkw leer und ich machte mich gleich wieder auf die Heimreise. Diesmal allerdings über Litauen, denn da darf man mit vollem Tank einreisen. Und das lohnt sich mit 1500 Litern Dieseln zu je 60 Cent!
Spät abends kam ich an die Grenze und beschloss noch die Grenze zu machen. Elegant an der langen Schlange vorbei und vorne lies mich die Grenzwache ohne Diskussion rein. Hurra! Es zog sich dann doch noch recht lange hin, bis ich endlich die Papiere für den leeren Lkw machen konnte. Und da bediente mich ein Spezialist: Er wollte die Durchfahrtsgenehmigung sehen. Ich erklärte ihm, dass ich die zwar habe aber nicht brauche. Er wollte sie trotzdem und war dann völlig verwirrt, weil der Stempel von der Einreise fehlte. Also war er erstmal eine Stunde beschäftigt… Aber auch das löste sich und er gab mir die Bescheinigung zurück, ich würde die ja gar nicht brauchen…
Bis ich dann in Litauen war ging es noch ein paar Stunden und dummerweise sah ich den Parkplatz direkt an der Grenze zu spät. Und dann kam die nächsten zwei Stunden keine Parkmöglichkeit, erst nachts um 2 Uhr fand ich einen Parkplatz an einem Friedhof, wo ich eine ruhige Nacht hatte.
Die Grenze nach Polen am nächsten Tag ist dank EU nicht vorhanden, und so kam ich gut voran und übernachtete wieder bei Warschau. Am nächsten Tag dann weiter, spät abends kam ich wieder bei meinen Freunden bei Dresden an, wo ich eine gute Nacht hatte und nach dem Frühstück mich gestärkt auf die letzte Etappe machte. Am späten Nachmittag kam ich wieder wohlbehalten an.
Ein herzliches Dankeschön auch im Namen der Empfänger an jeden, der diesen Hilfstransport ermöglicht hat!