Wieder machte ich mich auf die lange Reise nach Bulgarien, und obwohl ich schon so viele Hilfstransporte durchgeführt habe, hält doch jeder Transport neue Abenteuer bereit. Lesen Sie selbst:

In Ulm machte ich noch einen Besuch in der Werkstatt, da sich die dritte Achse am Lkw nicht mehr senken ließ. Leider konnte der Schaden nicht ganz behoben werden. Es wurde ein neues Ventil eingebaut, die Achse ließ sich dann absenken aber nicht mehr anheben. Nicht so schlimm, dachten wir und machten einen Termin für die Rückfahrt aus, um den Fehler zu suchen.

Trotz Corona kam ich völlig problemlos durch Österreich und Ungarn, auch an der der Grenze nach Rumänien, ausnahmsweise Nadlac, war wenig los und ich konnte zügig einreisen. Immer Richtung Südosten gings durch Rumänien weiter, das Wetter war gut, und so erreichte ich gegen Mittag die Donau am Eisernen Tor. Hier traf ich zwei junge Motorradtouristen aus Deutschland, die auch nach Bulgarien wollten, aber in die andere Richtung fuhren.

Am späten Nachmittag kam ich immer näher an die bulgarische Grenze Vidin/Calafat. Schon viele Kilometer vor der Grenze hielt die Polizei immer wieder die Lkw an und so gab es immer wieder Warteschlangen. Ich wurde von der Polizei jedoch jedes Mal freundlich vorbeigewunken.

An der eigentlichen Grenze war dann natürlich auch eine lange Schlange, die ich rechts liegen ließ. Kurz vor der Grenze konnte ich mich an einer Einmündung in die Schlange einreihen, doch das gefiel dem polnischen Lkw-Fahrer hinter mir gar nicht. Er stieg aus und kam wild schimpfend nach vorne. Ich machte das Fenster auf und erklärte ihm, dass ich humanitäre Hilfe habe und mich die Polizei vor ließ. Aber es half nichts. Nach dem er eine Weile auf mich ein geschimpft hat, ich habe natürlich nichts verstanden, gings vor mir weiter. Da ist er schnell zurück zu seinem Lkw gerannt, hat aber beim Vorbeilaufen an meinem Anhänger die Handbremse reingemacht. Ich wollte ihn eh vor lassen wenn er sich so aufregt, aber so hat er mich überholt und beim einscheren fast meinen Spiegel abgefahren und weitere 4 Polen auch noch. Na, wenn sie meinen… Ich überlegte dann noch, ob ich mich vorne bei der Polizei beschweren soll aber egal.

Ich kam auch ohne Probleme nach Bulgarien rein, habe per App!! meine Mautgebühr bezahlt, aber dann direkt nach der Grenze an einem netten Rasthof nach einem leckeren Essen übernachtet.

Nach einer Dusche gings am nächsten Morgen weiter. Doch schon bald erfuhr ich, dass die reguläre Straße wegen Bauarbeiten in einer Schlucht gesperrt ist. Und die ausgeschilderte Umleitung machte einen riesen Umweg über das  Gebirge nach Sofia und von dort nochmals über die Berge an mein Ziel.

Bei Montana musste ich die reguläre Strecke verlassen und natürlich nochmal neu die Maut bezahlen, da diese streckenbezogen ist. Zuerst ging es auf einer schlechten Straße Richtung Berge. Die Straße wurde besser und dann ging es bei leichtem Nieselregen Kurve für Kurve die Berge hoch und auch wieder runter.
Plötzlich stauten sich dann die Fahrzeuge, obwohl vorher fast kein Verkehr war. Pkws und Lkws standen brav in einer Schlange an. Ich wunderte mich sehr und machte das Fenster auf. Da hörte ich es: Ein durchdrehender Lkw! Ich konnte mir das Ganze nicht richtig erklären und war gespannt, was kommen würde.

Endlich war ich an der Reihe. Vor mir eine extrem steile, enge und uneinsichtige Serpentine nach rechts. Im dritten Gang versuchte ich diese Hürde zu überwinden. Ganz außen auf der linken Spur, da es dort bei einer Rechtskurve nicht so steil ist. Ich kam bis zu Hälfte, dann kam ein Transporter entgegen und trotz alles Hupens machte er keinen Platz. Ich musste auf meine eigene, steilerer Fahrbahn ausweichen und blieb mit durchdrehenden Reifen stecken. Zwei Versuche, wieder anzufahren, missglücken. Könnte ich die Achse anheben wäre es keine Problem, anzufahren und den Berg hochzukommen. Aber so hatte ich keine Chance.

Was tun?

Zum Glück kannte der Lkw hinter mir die Stelle und hat viel Abstand gelassen. Die einzige Rettung war, nochmals zurück zu fahren und mit neuem Schwung diesmal ganz außen die Kurve zu nehmen. Aber zurück fahren mit Anhänger in einer engen steilen Rechtskurve ist so eine Aufgabe… Ich konnte ja keinen Millimeter wieder vorfahren um bei einem Rangierfehler den Lastzug wieder zu korrigieren. Ganz vorsichtig fuhr ich zurück, und es klappte! Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Nun kam der zweite Versuch: Ein Gang kleiner, ASR abgeschaltet und mit viel Schwung, der Finger auf der Hupe ging es auf der Gegenfahrbahn hoch. Zentimeter um Zentimeter kam ich voran. Ich kam über die Stelle, an der ich beim ersten Versuch stecken blieb. Langsam ging es immer weiter. Nun hatte ich es fast geschafft, da kam wieder ein Transporter entgegen. O nein! Doch dieser Fahrer dachte mit und fuhr direkt auf meine eigentliche Fahrbahn und machte mir Platz. Mit ach und krach kam ich oben an. Am nächsten Parkplatz hielt ich an um mich zu beruhigen…

Die zwanzig Minuten, die ich dort stand, kam der Lkw hinter mir nicht, da er auch feststeckte. Und das ist eine Umleitung auf der Hauptstrecke Europa – Istanbul! Echt krass.

Endlich kam ich bei Sofia auf die Autobahn, doch schon nach wenigen Kilometern wieder ein Stau, da die Lkw die Autobahn verlassen mussten. Grund war vermutlich eine marode Brücke. Auf engen Straßen ging es langsam ins Tal. Ich verlor durch diese ganze Aktion viel Zeit und kam erst deutlich später als geplant am späten Abend am Ziel an.

Fröhlich und dankbar über die Hilfsgüter wurde am nächsten Tag der Lkw abgeladen.

Auf der Heimreise überraschte mich eine fast leere Grenze nach Rumänien äußerst positiv. In Rekordzeit konnte ich nach Rumänien einreisen und besuchte dann noch Freunde bei Brasov sowie in Tirgu Mures. Die weitere Heimreise verlief problemlos und unspektakulär und so kam ich fröhlich und dankbar für die Bewahrung wieder bei der Werkstatt in Ulm an, wo mich meine Frau abholte. Inzwischen ist der Schaden repariert und der Lkw wieder fit.