Zwei Vierzigtonner, voll beladen mit Lebensmitteln, Kleidung und anderen Hilfsgütern sind unterwegs auf dem weiten Weg in den Osten. Ziel ist Moldawien, ein Land voller Armut, das vielen Menschen nichts sagt. Es liegt im Osten Rumäniens, ist noch ärmer als dieses und politisch zerrissen. Ein Teil möchte zu Rumänien und in die EU, der andere Teil möchte zu Russland. Und dann gibt es noch die abgespaltene Republik Transnistrien, manchmal wird sie als letzter Überrest der Sowjetunion bezeichnet. Und das alles auf einer Fläche von Belgien. Kaum Industrie, früher wichtigster Weinproduzent der Sowjetunion, heute liegt vieles brach. Die meisten jungen Leute verlassen das Land, weil es für sie keine Perspektive gibt. Übrig bleiben die Älteren und die Kinder. Und ganz viel Not.
Gemeinsam mit unserem Partner begegnen wir dieser Not ganz praktisch: In Suppenküchen bekommen Hungrige eine warme Mahlzeit, in Kleiderkammer werden Menschen eingekleidet, im Altenheim Menschen, die in ihrem Leben so viel gearbeitet haben, gepflegt, in Kinderheimen Kinder, die das Leben vor sich haben, versorgt, geliebt und erzogen. All diese Dienste der Pfingstunion sind über das ganze Land verteilt. Wir können zentral in der Hauptstadt Chişinău die Hilfsgüter abladen, vom dortigen Lager werden sie im ganzen Land verteilt.
Doch zurück zur Reise: Nach dem Besuch beim Zoll, der jetzt nach Nagold umgezogen ist, geht es mit verplombten Lkws mit carnet TIR zunächst auf guten Autobahnen gen Osten. Die erste Etappe geht bis Österreich, am nächsten Tag machen wir in der Mittagspause eine nette Wanderung in Ungarn bei Tatabanya und besuchen den Turul, der auf einem Berg über der Autobahn thront.
Abends geht’s noch über die Grenze, es gab zwar einige Wartezeit, die Geduld forderte, doch wir konnten problemlos einreisen. Kurz nach der Grenze übernachteten wir beim Restaurant La Mama, dessen Besitzer wünscht uns am nächsten Morgen mit den Worten „Fahrt langsam aber kommt schnell zurück!“ eine gute Reise. Quer durch Rumänien, auf guten und schlechten Straßen, aber immer in Richtung Osten fahren wir diesmal die Nordroute über Bistrita und genießen die herrlichen Karpaten im Nebel bei Schneeregen. Nach längerer Suche finden wir abends endlich einen bewachten Parkplatz am Fluss Humor neben dem Restaurant Aldi.
Über Iaşi geht’s auf einer kleinen Landstraße, die aber tatsächlich neu asphaltiert war, zum Grenzort Albitsa, auf moldawischer Seite Leuseni. Und das ist eine richtige Grenze mit allen Schikanen. Doch die erste Hürde war außer Betrieb: Auf rumänischer Seite war die Waage defekt, dafür wollten sie dort umso mehr Papiere. Danach gibt es verschiedene Schlangen zur Auswahl. Wir ignorieren die Schilder und nehmen natürlich die kürzeste. Und so verlassen wir nach zwei Stunden die EU und wissen, daß die Party jetzt erst richtig beginnt.
Auch auf moldawischer Seite geht’s mit der Waage los, hier funktioniert sie. Dann Passkontrolle, danach geht man zum Chef des Zolls. Dieser weist einem einen Zöllner zu, der die Papiere bearbeitet. Ich bekommen einen guten, Dominik einen – naja, gemütlichen. Doch damit der Zöllner die Papiere machen kann, braucht er ein Papier aus Chişinău, welches unser Partner besorgt hat und zum Veterinär-Doktor geschickt hat. Also will ich es dort holen, doch der Arzt hat keine Lust und sagt, er hat es nicht. Ich erkläre ihm, dass es heute neben der Genehmigung, die er selbst sehen will, an seine Emailadresse geschickt wurde. Er hat immer noch keine Lust, schaut auch nicht nach. Also gehe ich die 800m wieder zurück zum Zöllner. Dieser lacht schon und meint nur: „Doktor Mafia“. Dominik sitzt immer noch vor seinem Schalter und wartet, bis er dran kommt. Mit mir geht mein Zöllner zum Doktor, und plötzlich kann er doch in seinen Emails nachschauen und findet das Dokument. Also wieder zurück zum Zoll-Büro. Dominik wartet immer noch. Hier macht der Zöllner meine Papiere, als der Arzt anruft, er möchte meine Ladung kontrollieren. Eigentlich kein Problem, doch der Zoll kann meine Papiere erst fertig machen, wenn der Arzt fertig ist. Also fahre ich mit dem Lkw vor zum Doktor, doch die Rampe ist belegt. Nach einer Stunde warten kommt der Zöllner her spaziert, fragt was los ist. Ich sage nur „warten“, er antwortet „Doktor Mafia“…
Er geht auch nochmal rein und fragt nach. Zehn Minuten später kommt der Doktor raus und kontrolliert meinen Lkw ohne dass ich an die Rampe fahre. Er regt sich ziemlich auf, dass hinten nur Kleidung ist – Wir sind doch nicht blöd. Also ist die Kontrolle schnell beendet, ich bekomme eine neue Plombe und kann fahren. Doch Dominik wartet noch immer, immerhin hat sein Zöllner mit seinen Papieren angefangen. Und dann sagt der Computer per Zufallsgenerator, dass Dominik auch noch den Lkw röntgen lassen muss…
Irgendwann sind wir fertig und dürfen spät abends nach Moldawien einreisen. Hier gibt’s günstigen Diesel für die Lkw, günstige schlecht schmeckende Hotdogs für die Fahrer und auf freier Straße geht’s auf die letzte Etappe bis ans Ziel.
Nachdem wir uns durch Chişinău gekämpft haben (jede zweite Straße Lkw Verbot) erreichen wir müde den Zollhof und übernachten dort auf meinem Lieblingsparkplatz. Bei 10 Grad plus gehen wir ins Bett, morgens hat es noch 6 Grad.
Wir können uns entspannen, Andrei macht den Zoll für uns. Und es läuft richtig gut, schon vor dem Mittagessen dürfen bei kräftigem Schneefall und Minusgraden den Zollhof verlassen und zum Lager fahren.
Nach dem Essen geht’s direkt ans Abladen der beiden Lkw. Alles ist hervorragend organisiert. Während des Abladens kommen insgesamt ca. 15 Fahrzeuge von den verschiedenen oben erwähnten sozialen Einrichtungen. Jeder hat im Vorfeld von Andrei eine Liste erhalten, was er bekommt. Diese Liste wird gezeigt und entsprechend werden die Hilfsgüter direkt in die Sprinter geladen. Der Rest wird im Lager zwischengelagert und in den nächsten Tagen abgeholt und verteilt. Wir sind echt begeistert! Hilfe die ankommt.
Am nächsten Morgen, es hat noch mehr geschneit, machen wir uns auf schneebedeckten Straßen auf die lange Heimreise. Wir kommen wohlbehalten an die Grenze und erleben hier eine recht schnelle Abfertigung. So kommen wir am gleichen Tag noch über die Karpaten wo wir dann am Restaurant Benz Mar umweit des Sisi-Denkmals übernachten.
Zum Sonntagsessen trafen wir uns mit Freunden in Brasov, am Abend trafen wir Bernd von der Boaz-Farm in Tirgu Mures. Nach der obligatorischen und nötigen Lkw Wäsche überquerten wir am nächsten Tag die Grenze nach Ungarn, zum Glück konnten wir am langen Lkw-Stau vorbeifahren. Wir hatten ein leckeres Abendessen kurz vor Budapest und übernachteten abseits der Autobahn an einem schönen Waldparkplatz zwischen Budapest und Österreich. Leider reichte uns die Fahrtzeit nicht heim, so dass wir nochmals nach langer Parkplatzsuche an der Autobahnkirche bei Adelsried übernachteten.
Müde und dankbar kamen wir dann wieder zu Hause an. Ein herzliches Dankeschön im Namen der Bedürftigen an jeden, der diesen Transport ermöglicht hat!