Letzte Woche traf ich Slawik, den Leiter unseres Jugendhauses. Er berichtet mir von immenser Not in der Ukraine:

Gerade geht es den Menschen in der Ukraine sehr schlecht, sie stehen vor großen Herausforderungen. Zum einem der Krieg im Osten. Offiziell ist es eine Antiterroroperation. Doch die Angst ist groß. Aus den besetzten Gebieten sind 1,2 Millionen Menschen in den Westen und die Mitte der Ukraine geflohen. Viele Männer verstecken sich, damit sie nicht zur Armee eingezogen werden. Ein anderes Problem ist die hohe Inflation und die immensen Preissteigerungen. Der Preis für Gas hat sich versechsfacht, der für Strom fast verdoppelt. Und die Preise sollen noch weiter steigen! Lebensmittel werden auch immer teurer, auch hier haben sich viele Preise verdoppelt.

Alleine in Ushgorod, wo unser Jugendhaus steht, sind 639 Flüchtlingsfamilien aus der Ostukraine. Warum fliehen sie alle? In den besetzten Gebieten sind die meisten Dörfer zerstört, oft stehen nur noch ein paar Häuser – wenn überhaupt. Gas, Strom, Wasser gibt es nicht mehr. Keine Schule, kein Krankenhaus. Und der ukrainische Staat zahlt dort auch keine Renten mehr aus. Was bleibt den Menschen übrig? Viele sind nur mit einer Reisetasche geflüchtet und mussten alles zurücklassen. In Ushgorod wurden viele Flüchtlinge in einem alten Hotel untergebracht, eine Familie, ein Zimmer. Der Staat gibt ihnen einmal am Tag essen und stellt das Zimmer. Geld gibt es keins. Von was sollen diese Menschen leben? Welche Perspektive haben sie?

Wir werden weiter helfen! Gemeinsam mit Slawik, dem Leiter des Jugendhauses, möchten wir den Flüchtlingen, aber auch den anderen Not leidenden Menschen, konkrete Hilfe bringen. Slawik hat genaue Listen der 639 Flüchtlingsfamilien, Listen der Menschen, die Waisenkinder aus den besetzten Gebieten aufgenommen haben.

Schon im Juni startet der nächste DHHN-Hilfstransport in die Ukraine. Wir freuen uns über jeden, der hilft, diesen Transport zu bezahlen. Das DHHN Lager ist voll mit gespendeten Waschmittel, Konserven, Kleidern, Schuhen und vielem mehr. Neben den Gütern, die wir von Deutschland bringen freuen wir uns auch über Geldspenden, um vor Ort noch weitere Lebensmittel einzukaufen.

Hier ein paar Preise und Zahlen. Wie soll man da überleben?

Einnahmen

Ukrainische GrivenEuro mit dem Kurs von Mitte April
Durchschnittlicher Monatslohn2500 UAH100 €
Durchschnittliche Rente1300 UAH52 €
Kindergeld (bis 7 Jahre)300 UAH12 €

Ausgaben

Gas pro Monat (Winter)5500 UAH220 €
Strom pro Monat300 UAH12 €
Bleibt zum Leben für Rentner-4500UAH-180 €
Bleibt zum Leben für Arbeiter-3300 UAH-132 €

Lebensmittel

1l Öl28 UAH1,12 €
1kg Nudeln17 UAH0,68 €
1kg Mehl8 UAH0,32 €
1L Milch17 UAH0,68 €
1kg Schweinefleisch100 UAH4,00 €

Slawik berichtet mir auch von der Not, die die Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine erleben:

Sergei musste mit seiner im 8. Monat schwangeren Frau mit dem Zug flüchten. Jetzt leben sie in dem ehemaligen Hotel in Ushgorod. Die Frau kann nicht arbeiten, in einem Monat kommt das Kind. Sie bekommen von der Stadt kein Geld. Sergei muss als Schreiner für die Stadt arbeiten. Als Lohn bekommt er jeden Tag zwei Essensgutscheine. Sie kamen zu Viktor, einem Mitarbeiter im Jugendhaus. Ob er ihnen helfen kann und ihnen die Babyausstattung geben kann: Kinderwagen, Bett, Kleidung. Und natürlich hat Viktor geholfen.

Gena und Marina sind mit 7 Kindern geflohen. Ihr Haus wurde von einer Bombe getroffen und ist komplett zerstört. Mit ein paar Taschen Gepäck sind sie mit dem Zug nach Ushgorod geflohen. Hier standen sie vor dem nichts. Ihr ältester Sohn ist bei Verwandten zurückgeblieben, damit er den Abschluss in der Berufsschule fertig machen kann. Dann kommt er auch nach. Gena hatte ein Haus und eine kleine Firma, er baute im Gewächshaus Gurken, Tomaten und Paprika an. Alles ist zerstört, nun müssen sie sehen, wie sie wieder neu anfangen. Nun leben sie in einem Dorf bei Ushgorod. Der Bürgermeister hat ihnen kostenfrei ein Stück Land zur Verfügung gestellt, mit einem Kredit hat sich Gena ein neues Gewächshaus gekauft… Wir wünschen der Familie, dass sie den Neuanfang gut schaffen.