Bei gutem Wetter machte ich mich auf die lange Reise nach Minsk in Weißrussland. Durch Deutschland war es ein gutes Fahren, bis vor mir ein Passat plötzlich hin und her über die Autobahn schleudert. Aber der Fahrer konnte sein Auto gut auffangen und als ich dann bei ihm auf der Standspur anhielt war bei ihm alles in Ordnung. Das ist schon immer ein Schreck, und ich bin so froh dass Gott mich immer bewahrt.

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Quer durch Polen gings dann, viel auf Landstraßen, um die teure Autobahnmaut zu sparen, an die Grenze von Polen nach Belarus bei Brest (Koroszczyn). Und oh Freude, es waren nur 5 Lkw im Rückstau vor der Waage, so dass ich bald dran kam. Das war um 15:00 Uhr. Und zehn Stunden später, um Nachts um 1 Uhr, war ich auf der anderen Seite der Grenze fertig und konnte nach Weißrussland einreisen. Was macht man 10 Stunden an einer Grenze? Ich bin immer ständig angespannt, habe keine Ruhe ein Buch oder so zu lesen. Denn man weiß ja nie, was für Probleme einen erwarten. Aber hier ganz kurz ein Einblick in 10 Stunden an der Grenze:

15:00 bis 15:15                  Polnische Seite: Lkw wiegen, Passkontrolle und Lkw auf dem Zollhof parken

15:15 bis 15:45                  Polnische Seite: Ins Zollgebäude laufen, den richtigen Schalter suchen, fragen wer der letzte ist, dahinter anstehen, da es nur drei Mann waren, und Papiere abfertigen lassen.

15:45 bis 16:00                  Polnische Seite: Zurück zum Lkw, vor dem Ausfuhrposten in der Lkw Schlange warten, dort Magnetkarte abgeben als ich dran kam.

16:00 bis 16:15                  Polnische Seite: Fahrt durchs Niemandsland zum letzten polnischen Posten, hier an der langen Lkw-Schlange vorbei, direkt vor mir wurde eine Spur frei. Nochmals Passkontrolle und Kontrolle des Fahrzeugscheins.

16:15 bis 17:35                  In der Lkw Schlange über den Grenzfluss, die Bug, alle 10 bis 20 Minuten etwas vorfahren.

17:35 bis 19:45                 Belarussische Seite: In der Lkw-Kontroll-Halle erst Kabinenkontrolle, dann Passkontrolle, dann Kabinenkontrolle von jemand anderen, dann Plomben-Kontrolle, dann noch Kontrolle der Papiere und Eingabe im PC. Dann Lkw auf großem Parkplatz abstellen.

19:45 bis 22:15                  Belarussische Seite: Im Zollgebäude zuerst zur Spedition/Broker, hier prophylaktisch eine Nummer per Computer gezogen, wann ich drankomme. (Nur für den Fall, dass ich nicht bevorzugt abgefertigt werde). Dann zum Zollchef. Anstehen, von ihm werde ich wieder zum Broker geschickt. Eine Frau, die sogar deutsch spricht. Sie nimmt meine Papiere, und sagt, dass ich in einer Stunde wieder kommen soll. In der Zeit esse ich im Lkw zu Abend. Dann wieder zur Frau Broker, sie schickt mich noch zum Veterinärdoktor, hier anstehen und Stempel holen, dann wieder zum Zollchef. Er teilt mich einer Zöllnerin zu, hier warten, bis ich dran komme. Als ich dran komme, sagt sie mir, ich solle eine halbe Stunde warten, bis sie fertig sei. Problem: Gewogenes Gewicht stimmt nicht mit dem Gewicht der Ladung plus dem Gewicht laut Fahrzeugschein des Lkw zusammen. Ich erkläre, dass Container drauf sind. Ok, ich muss zur Rampe fahren.

22:15 bis 23:15                  Belarussische Seite: Ich warte an der Rampe, bis ein anderer Zöllner rauskommt und die Container anschaut und fotografiert. Danach wieder Parken und zurück ins Zollgebäude. Ich warte wieder vor „meiner“ Zöllnerin, bis ich dran komme. Sie schickt mich zum Zollchef. Als ich bei ihm dran komm schickt er mich mit dem Lkw zum Röntgen.

23:15 bis 0:30     Belarussische Seite: Warten in der Schlange vor dem Röntgengerät. Hier wird der ganze Lkw geröntgt und im Anschluss muss man Warten, bis es ausgewertet ist.

0:30 bis 1:15       Belarussische Seite: Wieder Lkw parken, zurück zu meiner Zöllnerin und warten, bis die Papiere fertig sind. Dann kann ich die Grenze mit nochmals doppelter Kontrolle verlassen und übernachte direkt nach der Grenze auf einem bewachten Parkplatz.

Wie man sieht, sie strengen sich ganz schön an, dass es einem nicht langweilig wird! J

Am nächsten Morgen, es ist Sonntag, schlafe ich aus und mache mich dann auf die Fahrt bis Minsk. Recht gute Autobahn, mittags grill ich gemütlich…

Abends treffe ich mich dann an einer Tankstelle vor Minsk mit unseren Partnern, sie bringen mich zum Zollhof. Ich habe Glück, es ist wieder der ganz kleine Zoll, mein Lkw ist der einzige. Abends spaziere ich noch etwas durch die Stadt, teste das Riesenrad im Park. Insgesamt ist Weißrussland ein sehr sauberer und nach außen hin schöner Staat. Man merkt, wie hier regiert wird. Doch hinter der schönen Fassade ist so viel Not…

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Am nächsten Morgen ist der Zoll innerhalb einer Stunde erledigt und es geht quer durch Minsk zum Invalidenverein, wo wir dann den Lkw abladen. Ich fahre genau auf den Straßen, wo am Tag zuvor die Paraden zur Erinnerung des Sieges über Deutschland stattgefunden haben. Überall sind Fahnen und riesige Poster. Auch die Tribünen stehen noch. Auf der Straße selber sind jede Mengen bunte Striche als Markierungen, wie die Soldaten marschieren mussten… Das ist schon ein komische Gefühl: Gestern haben sie hier mit Panzern und Soldaten an den Sieg über Nazi-Deutschland gedacht, heute fahre ich als Deutscher mit einem Lkw mit Hilfsgütern über die gleichen Straßen.

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Beim Invalidenverein, die Räumlichkeiten sind ein einem Wohnblock, ist wieder alles zugeparkt. Nach einer Stunde kommt endlich Polizei und Abschleppwagen und räumt die Autos zur Seite.

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Dann geht’s ans Abladen. Fleißig packen die Jungs von der Drogenreha mit an und so leert sich der Lkw, und die Räumlichkeiten platzen aus allen Nähten. Die Dankbarkeit für die Hilfe ist groß. Einen Teil der Hilfsgüter verwendet der Invalidenverein für die Versorgung von armen und kranken Menschen, ein anderer Teil ist für die Drogenreha.

Schon am späten Nachmittag kann ich mich wieder auf die Heimreise machen. Über Litauen, denn da darf ich den Tank voll haben. Und das lohnt sich, kostet der Diesel hier doch nur 75 Cent.

Doch die reguläre Grenze hat meist 10 bis 15 Kilometer Lkw-Rückstau, und so probiere ich eine kleine abgelegene Grenze. Und siehe da, es ist fast nichts los! Zwar schickt mich der Litauer zum Veterinärdoktor, da ich leere Paletten dabei habe, aber der Umgangston ist freundlich und in zwei Stunden bin ich wieder in der EU.

Über Litauen und Polen bin ich dann nach vier Tagen wieder wohlbehalten daheim angekommen.

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